Landeshauptstadt: Gejagter Jäger
Rita Dombek ist Co-Autorin des Buches „Briefe, die das Leben schrieb“
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Babelsberg – Den Anblick hat sie selbst nach 40 Jahren nicht vergessen: Ihr Mann auf den Hörnern eines Rehbocks. Seine Hose war danach aufgerissen, am Oberschenkel blutete eine tiefe Wunde. „Er hat dermaßen gejammert“, erinnert sich Rita Dombek heute. Das Erlebnis der Babelsbergerin kann man nun nachlesen: Denn ihr Brief aus dem Jahr 1967, in dem sie ihrer Schwester von dem „Übergriff“ berichtete, veröffentlichte der Bertelsmann Club in dem Buch „Briefe, die das Leben schrieb“.
Als sie Anfang 2007 den Aufruf des Buchclubs las, einen Brief einzuschicken, kam der 71-Jährigen gleich die missglückte Jagd-Geschichte in den Sinn. Dass sie den Brief in ihrem Schrank hatte, verdankte sie ihrer mittlerweile verstorbenen Schwester: Denn die bewahrte das persönliche Schriftstück bis 1981 auf und schenkte es dem Ehepaar Dombek als besondere Erinnerung zur Silberhochzeit.
Auch an die Umstände der Geschichte erinnert sich Rita Dombek noch genau: In Hirschfeld, einem 1000-Einwohner- Dorf bei Zwickau, war der „wunderschöne Tiergarten“ mit dem aggressiven Rehbock. Ihr Mann sei damals gerade dem Jagdverein beigetreten: „Er hatte aber noch keinen Bock geschossen“, sagt Dombek. Denn Ralf Dombek taten die Tiere einfach leid. Das änderte sich nach der Episode allerdings, gibt die Potsdamerin zu.
Vor elf Jahren ging die Finanzbuchhalterin in Rente: Aber sie engagiert sich weiter. Wenn sie nicht gerade mit Shih-Tzu-Hündin Eidine unterwegs ist, führt sie die Finanzen des Gartenvereins „Glück auf“. Außerdem kümmert sie sich um die Konten beim Tauschring Potsdam Babelsberg. „Ich brauche sowas einfach, meine grauen Zellen brauchen Beschäftigung“, sagt die gebürtige Oberschlesierin. In „Märkern“ verrechnen die 35 Tausch-Mitglieder gegenseitig erbrachte Leistungen, erzählt die vierfache Großmutter Dombek. In wenigen Tagen erwartet sie das fünfte Enkelkind.
Dass ihr Brief letztendlich ins Buch aufgenommen wurde, freut die Babelsbergerin: „Das fand ich toll.“ Mehr als 500 Zuschriften gab es laut Bertelsmann auf den Aufruf – 160 Briefe wurden daraus ausgewählt. Mit dabei sind auch zwei Briefe der Potsdamerin Heike Ruhloff-Kreis aus Neu Fahrland. Im September hatte Dombek das 272-Seiten-Buch im Briefkasten: „Schade, dass meine Schwester das nicht mehr erlebt.“JaHa
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