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Bleibt ganz locker. Stefan Köllner freut sich auf seine ersten Olympischen Spiele, steckt die Erwartungen aber nicht zu hoch. Er weiß um die Stärke der internationalen Konkurrenz.

© Henner Mallwitz

Sport: Gelassen an die Arbeit

Der MODERNE FÜNFKÄMPFER Stefan Köllner vom OSC Potsdam will in London unter die Top Ten

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Am Samstag gilt es bei den Olympischen Spielen. Den ersten, an denen Stefan Köllner teilnimmt – und der Mann ist ganz gelassen. „Mein langjähriges Ziel ist es ja immer gewesen, einmal dabei zu sein“, erzählt der Moderne Fünfkämpfer des OSC Potsdam. „Ich bin gut in Form, habe viel trainiert und jetzt werde ich sehen, was passiert.“ Eine Lockerheit, die man als Leistungssportler wohl braucht. Die Erwartungen nicht unbedingt an einem Medaillenplatz festmachen – abwarten und die Sache auf sich zukommen lassen. Einen Platz unter den besten zehn der insgesamt nur 36 Modernen Fünfkämpfer hat sich der 27-Jährige aber doch vorgenommen. Oder vielleicht gar eine Medaille? „Dafür kann einfach zu viel passieren“, erklärt er. „Wenn ich allein durch das Los ein Pferd zugeteilt bekomme, das mit mir nicht klarkommt oder umgekehrt. Oder wenn beim Schießen vor Tausenden Zuschauern die Nerven versagen – das ist alles eine Kopfsache.“

Vor allem ist der Moderne Fünfkampf aber eine äußerst vielseitige Angelegenheit. Vom Laufen über das Schwimmen bis hin zum Pistolenschießen, dem Fechten und dem Reiten müssen die Athleten alles beherrschen. „Für den Fünfkampf muss man schon so sportverrückt sein wie Kölle“, attestiert ihm seine Schieß-Trainerin Jördis Schmidt, die im Olympiastützpunkt Potsdam rund 50 Athleten vom Nachwuchs der Eliteschule des Sports bis hin zu den Spitzenathleten betreut. Bei Köllner fing diese Begeisterung bereits mit acht Jahren an. Nur eine Stunde Schulsport pro Woche habe ihm bei Weitem nicht gereicht. Die Lehrer erkannten das – und der Fünfkampf war ideal für ihn.

Er bestimmt inzwischen sein Leben. „Leistungssport ist ein Fulltime-Job“, sagt der Kaderathlet, der der Sportfördergruppe der Bundeswehr angehört und gleichzeitig ein Studium der Sportwissenschaften an der Uni Potsdam absolviert. Das alles unter einen Hut zu bringen, ist keineswegs leicht. Bis zu sechs Stunden trainiert der Potsdamer täglich. Während vier seiner Sportarten im Luftschiffhafen betrieben werden können, muss er zum Reiten bis nach Marzahn fahren. Wegen der umfangreicheren Konkurrenz wird auch das Fechttraining ab und zu in Berlin absolviert.

Vor zwei Jahren nahm sich Stefan Köllner fest vor, einen der begehrten 36 Olympiaplätze zu erkämpfen, und hielt seitdem eisern an seinem Ziel fest. Bei den Weltmeisterschaften in Rom erkämpfte er sich im Mai nach der Silbermedaille mit der Staffel zum Abschluss der Titelkämpfe den vierten Platz und damit das Olympia-Ticket. Dennoch war die Sache wegen einer internen Regelung des nationalen Verbandes noch ein wenig vakant: Beim Weltcup in China sollte er schließlich noch einmal die abschließende Bestätigung seiner Form erbringen und schaffte es.

Ein geplantes Höhentrainingslager in Bulgarien musste Köllner wegen kleinerer Probleme mit den Knien absagen. Aber im Luftschiffhafen wurde ja vor einiger Zeit eine neue Höhenkammer eingeweiht, die von Köllner vier Wochen lang genutzt wurde. Wahrlich kein Spaß, aber ein Muss. Den letzten Schliff holte sich der Potsdamer im Trainingslager in Polen. Beste Bedingungen fanden die Athleten dort vor: Moderne Fünfkämpfer aus aller Welt bereiteten sich in Drzonkow auf die Olympischen Spiele vor. Da traf Köllner bereits einige seiner Hauptkonkurrenten am kommenden Samstag. Die kommen, wie der russische Doppel-Olympiasieger Andrej Moiseev, zumeist aus dem osteuropäischen Raum. „Aber auch die Italiener haben sich ebenso wie die Koreaner sehr gesteigert“, weiß Köllner. „Und natürlich werden die Engländer voll auf ihren Heimvorteil setzen.“

Einige Freunde haben schon zugesagt, ihn in London ordentlich zu unterstützen. Und nach getaner Arbeit? „Dann freue ich mich einfach, alles geschafft zu haben und zu Hause in meiner neuen Wohnung zu sein.“ (mit A. Z.)

Henner Mallwitz

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