Aus dem GERICHTSSAAL: Geläuterter Seriendieb
Drei Monate auf Bewährung für ehemals Süchtigen
Stand:
Adrian A.* (32) war eine Zeitlang für die Strafverfolgungsbehörde nicht auffindbar. Der Koch hatte schlichtweg vergessen, sich umzumelden. Dann ermittelte ihn die Staatsanwaltschaft doch, erhob Anklage gegen den Potsdamer wegen Diebstahls. Adrian A. – damals alkohol- und drogensüchtig – entwendete am 13. März 2007 aus einem Geschäft der Bahnhofspassagen ein Telefon im Wert von 89,99 Euro. Dafür wurde er jetzt vom Amtsgericht zu drei Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.
Man könnte glatt glauben, Adrian A. habe den Platz auf der Anklagebank gepachtet. Mit 21 Jahren musste er sich zum ersten Mal wegen Diebstahls verantworten. Vier weitere Verurteilungen wegen des gleichen Delikts folgten. 2001 zog der notorische Langfinger nach Bayern, fand dort Arbeit und neue Freunde. Fünf Jahre später kehrte er in heimatliche Gefilde zurück, wurde erneut straffällig. „Ich bin in den 90er Jahren auf die schiefe Bahn geraten“, rekapitulierte der Angeklagte. Damals hätten Alkohol- und Drogen sein Leben bestimmt. Die Kosten dafür habe er durch Diebstähle bestritten. Dann habe er eine freiwillige Therapie bei Synanon absolviert, seinen alten Kumpels den Rücken gekehrt. „Vor zwei Jahren bin ich wieder nach Potsdam gekommen und sofort ins alte Fahrwasser geraten“, schätzte Adrian A. selbstkritisch ein. „Irgendwann ist mir klar geworden, wie bescheuert mein Leben eigentlich verläuft. Als ich wegen des geklauten Telefons von der Kripo vernommen wurde, dachte ich, jetzt muss ich endlich einen Schnitt machen.“ Seit einem Jahr sei er nüchtern, nähme auch keine Drogen mehr. „Ich habe eine Lebensgefährtin und eine drei Monate alte Tochter. Und ich bin seit einem dreiviertel Jahr in einem Restaurant fest angestellt“, berichtete Adrian A. „Ich habe sogar einen Bausparvertrag abgeschlossen.“ Gerade in der Gaststätte lauere die Gefahr, gab Amtsrichterin Kerstin Nitsche zu bedenken. Der Angeklagte entgegnete: „Ich arbeite nur mit Frauen zusammen. Die sind alle viel älter und hegen eher mütterliche Gefühlte für mich.“ Sauforgien – wie früher – würde es nicht mehr geben. Zur Sicherheit besuche er eine Selbsthilfegruppe, sobald es seine Zeit zuließe.
„Sie haben Ihr Leben geändert. Bei der Verurteilung kann ich Ihre Vorbelastungen allerdings nicht unter den Tisch fallen lassen. Die zweijährige Bewährung ist eine Chance, sich weiter zu festigen. Begehen Sie allerdings neue Straftaten, fahren Sie ein“, warnte Richterin Nitsche. Adrian A. erschrak sichtlich. „Es gab da noch einen Diebstahl von Eisentabletten bei Rossmann“, gestand er kleinlaut. Die Vorsitzende beruhigte ihn. „Davon ist mir nichts bekannt. Die Sache wurde wahrscheinlich eingestellt.“ (*Name geändert) Hoga
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: