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Links und rechts der Langen Brücke: Geld für die Endlichkeit

Peer Straube zollt dem Oberbürgermeister Respekt für einen mutigen Vorstoß im bevorstehenden Wahlkampf

Von Peer Straube

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Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Das Bekenntnis des Oberbürgermeisters zum Abriss des Mercure-Hotels wird politische Wellen schlagen. Zum ersten Mal hat sich der Rathauschef in diesem Punkt klar aus der Deckung gewagt: Die Stadt soll viel Geld ausgeben, um etwas abzureißen. Das wird nicht jedem gefallen, denn es ist öffentliches Geld. Der Vorstoß im beginnenden Oberbürgermeister-Wahlkampf ist mutig und nicht ganz risikofrei. Doch ist Jakobs geschickt genug, sich auf keinen Zeitplan festzulegen. Die Formulierung „mittelfristig“ lässt angenehmen Spielraum und somit auch den Linken Zeit, sich an den Gedanken der Endlichkeit des städtebaulichen Ärgernisses zu gewöhnen. Denn um nichts anderes handelt es sich. Von welchem Aussichtspunkt man es auch betrachtet, der 17-geschossige Solitärbau wirkt in Potsdams Mitte wie ein Fremdkörper. Dies war schon so, als der Alte Markt noch einem Autobahndrehkreuz ähnlicher sah als einem der schönsten Plätze Europas. Mit der Errichtung des Landtags in der äußeren Gestalt des Knobelsdorffschen Stadtschlosses wird der Eindruck nicht besser werden. Die gewaltigen Schlossabmessungen brauchen ihren historischen Freiraum im Lustgarten, um wirken zu können. Wer es mit der Wiedergewinnung der alten Stadtmitte wirklich ernst meint, kommt an einem Abriss des Hotels nicht vorbei. Insgeheim ist dies bei den meisten Parteien im Stadtparlament längst Konsens. Die Linke wird sich zunächst – diesen Reflex kann man vorhersagen – sträuben, sie wird Anträge stellen, die eine Bestandsgarantie für das Gebäude geben sollen. Dass das Hotel nicht heute oder morgen geschleift wird, stellt niemand infrage. Selbst die FDP spricht von 20 Jahren – wie interessanterweise auch Linke- Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. Da Jakobs in die Offensive gegangen ist, sollte er auch dort bleiben. Er muss jetzt der Stadtpolitik einen praktikablen Vorschlag machen, nebst plausiblem Finanzierungsplan. Sicher, Kauf und Abriss kosten Geld. Doch für Potsdam wird sich das auszahlen.

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