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Von Dirk Becker: Geld ist nicht für alle da

In der öffentlichen Kulturförderung kann es nie gerecht zugehen

Stand:

Es ist ja nicht so, dass hier einer dem anderen das Geld nicht gönnt. Es ist auch gar nicht schwer nachzuvollziehen, warum die Stadt auf einmal so viel Geld in bestimmte Kultureinrichtungen pumpt. Es ist nur so, dass die, die leer ausgehen, das Ganze als eine große Ungerechtigkeit empfinden. Und das ist es zum Teil auch!

In den „Kulturpolitischen Konzepten“, die seit Anfang 2008 „Teil des mittelfristigen Handlungsrahmens für die kulturelle Entwicklung der Stadt“ sind, ist von der „Schaffung kulturpolitischer Schwerpunkte“ die Rede. Übersetzt heißt das so viel wie: Wenn das Geld immer knapper wird, kann nicht jeder mit einer angemessenen Förderung rechnen. Und wenn viel Kultur geboten wird, muss sich die Stadt genau überlegen, wo sie ihr Geld investiert. Da ist sie wieder, die Rede von den berühmten Leuchttürmen.

Dass die Stadt dem Hans Otto Theater in diesem Jahr mehr Geld gibt, damit die Tariferhöhungen ausgeglichen werden können und nicht aus dem Etat bezahlt werden müssen, ist nachvollziehbar. Die Qualität der Vorstellungen darf nicht leiden. Schließlich wurden 26,5 Millionen Euro in den Neubau für das städtische Theater am Tiefen See investiert. Ein klares Bekenntnis zum „Leuchtturmprinzip“, unter das die gesamte Schiffbauergasse mit ihren kulturellen Angeboten fällt. Hier sind in den vergangenen Jahren über 90 Millionen Euro in die Komplettsanierung des Zentrums für Kunst und Soziokultur geflossen. Dass in diesem Jahr die freien Träger T-Werk, „fabrik“ und Waschhaus eine Zuschusserhöhung von 210 000 Euro erhalten, erscheint da nur konsequent. Geld, das unter anderem für die gestiegenen Betriebskosten nach der Sanierung als eine Art Teuerungsausgleich verstanden werden muss.

Auch wenn diese Erhöhung durch die Insolvenz des ehemaligen Waschhaus- Vereins im vergangenen Sommer einen bitteren Beigeschmack bekommt, der Stadt bleibt gar nichts anderes übrig, als mehr Geld in die Schiffbauergasse zu stecken. Die EU-Fördermillionen sind an strenge Auflagen gebunden. In den „hübsch“ sanierten Kasernen und Pferdeställen hat Kultur stattzufinden. Geht die ein, weil die nötige finanzielle Bewässerung fehlt, kann das für die Stadt erst einmal sehr peinlich, und, weil die Auflagen nicht erfüllt, sehr teuer werden.

Wenn man so will, spricht hier der Vorteil des Standortes, der aber vom Hans Otto Theater, dem T-Werk, „fabrik“ und dem Waschhaus mit anspruchsvoller und abwechslungsreicher Kultur bespielt wird. Hier überzeugt Qualität, die jeden Cent der öffentlichen Förderung wert ist.

Das ist sie auch bei der Kammerakademie oder dem Offenen Kunstverein. Die Kammerakademie ist äußerst erfolgreich und strahlt als international anerkanntes Orchester weit über die Stadtgrenzen für Potsdam. Mehr Geld, es geht um 40 000 mehr für die unterbezahlten Musiker, gibt es trotzdem nicht. Der Offene Kunstverein arbeitet erfolgreich mit Kindern und Jugendlichen und wird wegen seiner Arbeit immer wieder in Expertisen gelobt. Mehr Geld, es geht um 8 258 Euro für die unterbezahlten Mitarbeiter, gibt es trotzdem nicht. Die Stadt muss Prioritäten setzen und da kann es nun einmal nicht gerecht zugehen. Das mag zynisch klingen, ist aber leider Realität.

Was aber an dem von der Stadt betriebenen „Leuchtturmprinzip“ verwundert, ist die gelegentliche Inkonsequenz in der Durchführung. Die kulturellen Leuchttürme sollen doch durch Qualität glänzen? Das aber nun mehrere 100 000 Euro in den Lindenpark investiert werden, der in den vergangenen Jahren mit allem Möglichen glänzte, aber nicht mit Qualität, verwundert dann sehr. Dass nun vielen unterbezahlten Kulturanbietern ob dieser Politik der berüchtigte Kragen platzt, ist nachvollziehbar. Es wird aber leider kaum etwas ändern.

Dirk Becker

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