ATLAS: Geld oder Ehre?
Es muss nicht überraschen, dass in Potsdam wie in den neuen Bundesländern überhaupt die Zahl der ehrenamtlich Tätigen niedriger ist als im alten Bundesgebiet. Ehrenamt setzt lange gewachsene und stabile soziale Verhältnisse voraus.
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Es muss nicht überraschen, dass in Potsdam wie in den neuen Bundesländern überhaupt die Zahl der ehrenamtlich Tätigen niedriger ist als im alten Bundesgebiet. Ehrenamt setzt lange gewachsene und stabile soziale Verhältnisse voraus. Die gibt es in Ostdeutschland nach den gesellschaftlichen Umbrüchen der jüngeren Geschichte noch nicht in vergleichbarem Umfang. Es sind zumeist nicht die Arbeitslosen, die der Gemeinschaft etwas geben – Engagement, Kraft, Zeit – ohne ein Entgelt dafür zu verlangen. Denn aus Arbeitslosigkeit entsteht nicht die Idee: „Wenn ich schon nicht für Geld arbeiten kann, dann wenigstens für die Ehre.“ Wer gibt, ohne zu nehmen, dem ist schon an anderer Stelle ausreichend gegeben worden. Ein solches Lebensgefühl hat sich noch nicht bei jedem eingestellt. Viel zu oft haben Menschen nicht das Gefühl, sie hätten Glück gehabt im Leben und müssten davon etwas zurückgeben. Vielmehr ist nach 1990 zunächst ein „Jeder ist sich selbst der Nächste“-Geist entstanden. Daran änderte auch die schwindende Arbeitslosigkeit zunächst wenig. Vertrauen in die Gemeinschaft braucht Zeit.
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