Sport: Gelungene Rettungsaktion
Gläubigerversammlung des SV Babelsberg 03 nahmen Insolvenzplan an
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Gläubigerversammlung des SV Babelsberg 03 nahmen Insolvenzplan an Von Michael Meyer Die gute Laune war verständlich, mit der sich Dr. Ulrich Wenzel gestern in der späten Nachmittagssonne vorm Restaurant India Haus im Zentrum Potsdams ein Bierchen schmecken ließ. Der Insolvenzverwalter des Fußball-Oberligisten SV Babelsberg 03 konnte mit mehreren Vorstandsmitgliedern und Freunden des Vereins auf eine gelungene Rettungsaktion anstoßen: Gerade war schräg gegenüber im Amtsgericht die Gläubigerversammlung des insolventen SVB mit einem positiven Votum beendet worden. Die Gläubiger hatten den von Wenzel erarbeiteten Insolvenzplan angenommen – damit ist der aus den vergangenen Jahren mit 2,2 Millionen Euro verschuldete Verein gerettet. „Meine Erleichterung ist wahrlich groß. Ich möchte mich bei allen bedanken, dass das Votum so ausging“, erklärte Wenzel. Der Potsdamer Jurist hatte bis zuletzt an den Voraussetzungen für einen glücklichen Ausgang des Insolvenzverfahrens gearbeitet. Dann ging alles zügiger als vorher erwartet. In einer angespannten, aber keineswegs feindlichen Atmosphäre machte Wenzel den Gläubigern – 35 waren erschienen, einige weitere ließen sich durch Vollmacht vertreten – klar, dass sie auf ihre Forderungen gegenüber Nulldrei verzichten sollen. „Ich musste ihnen sagen, dass es nur um ein Ja oder Nein zum Verein ging, nicht um Quoten“, erläuterte der erfahrene Rechtsanwalt. „Die Gläubiger konnten mit ihrer Entscheidung nur dazu beitragen, dass der Verein entweder weiter exixstiert oder nicht.“ Nach anderthalb Stunden stand das positive Ergebnis fest. Dass die Mannschaft dank sportlicher Erfolge derzeit an der Tabellenspitze der Oberliga stehe, habe die Sache ebenso erleichtet wie das Erscheinen von gleich fünf Vorstandsmitgliedern im Amtsgericht, so Wenzel. „Diese Identifizierung mit dem Verein hat durchaus geholfen.“ Durch das Votum der Gläubiger „bleibt die Rechtsidentität des Vereins erhalten“, erläuterte Wenzel. Was bedeutet, dass Nulldrei den bisherigen Status behält, beispielsweise mit seinen einzelnen Mannschaften weiter in ihren bisherigen Spielklassen kicken kann. Wenzel wird nun noch eine Insolvenzschlussrechnung erarbeiten. „Die soll noch in diesem Monat fertig sein“, signalisierte er. „Sie wird dann vom Amtsgericht geprüft, und wenn sie bestätigt wird, wird das Verfahren aufgehoben. Damit ist Nulldrei dann saniert.“ Es werde anschließend noch ein Planüberwachungsverfahren geben, so der Jurist der Anwaltskanzlei Wutzke & Förster. „Das heißt, dass der Verwalter für eine bestimmte Zeit die wirtschaftlichen Entscheidungen des Vereins überwachen wird. Aber ich werde versuchen, die Zeit so kurz wie möglich zu halten.“ Einer 14-tägigen Einspruchsfrist gegen das jetzige Votum sieht Wenzel gelassen entgegen. „Es gibt diese gesetzliche Frist, in der ein Gläubiger Rechtsmittel einsetzen und nachweisen muss, dass er ohne die Annahme des Planes besser gestellt wäre als mit dem Insolvenzplan. Dafür sehe ich aber keine Erfolgsaussichten.“ Ulrich Wenzel und seine Mitstreiter hatten also allen Grund zu einer spontanen kleinen Feier am Jägertor. Keinen Grund sieht der Rechtsanwalt jetzt mehr dafür, mit Spenden für den SVB hinterm Berg zu halten. „Jetzt wissen die Leute, dass die Spenden hundertprozentig für Babelsbergs Zukunft sind“, meinte er. 12 645,65 Euro gingen bisher aufs Spendenkonto ein; wer mit seinem Beitrag die 25 000-Euro-Grenze überschreitet, soll ein Geschenk des SVB erhalten. Des SVB, dem Wenzel auch künftig mit seinem Rat zur Seite stehen will. „Und wenn das Verfahren aufgehoben ist, werde ich auch Mitglied bei Nulldrei werden.“ Sprach“s und ließ sich das kühle Blonde schmecken.
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