PNN-Serie zu Flüchtlingshelfern in Potsdam: Gemeinsam laufen
„Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers. Heute: Wolfgang van Straten.
Stand:
Auf die Idee, Flüchtlinge beim Potsdamer Laufclub aufzunehmen, hat mich Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger gebracht. Wir veranstalten ja einmal im Jahr ein Lauffest zugunsten der Stiftung Altenhilfe und da tauchte Frau Müller-Preinesberger beim letzten Mal mit zwei oder drei Flüchtlingen auf. Da hab ich mich gefragt, warum ich nicht selber auf diese Idee gekommen bin und habe gleich angefangen, mich zu informieren. Ich habe einen Workshop beim Landessportbund zum Thema Vereine und Integration gemacht, außerdem haben wir bei der Stadt und beim Migrantenbeirat angefragt. Parallel haben wir innerhalb des Vereins begonnen, Laufshirts und –schuhe zu sammeln. Es haben sich dann tatsächlich Flüchtlinge gemeldet, sie sind jetzt Mitglieder bei uns. Sie müssen einen symbolischen Euro Mitgliedsbeitrag zahlen – ganz umsonst geht das aus irgendwelchen rechtlichen Gründen nicht. Sie stammen aus Eritrea, Somalia und Kenia. Aus Syrien war noch niemand dabei. Irgendjemand hat mir erzählt, dass die vor allem Fußball spielen. Ich selbst bin seit acht Jahren im Laufclub – meine Frau hat mich dazu gebracht. Mittlerweile bin ich so etwas wie der Grüßonkel, also immer, wenn jemand Neues kommt, mache ich das Erstgespräch und versuche herauszufinden, welche Laufgruppe am besten passt.
Genau so ist das bei den Flüchtlingen. Manche wollen lieber Lang- oder Mittelstrecke laufen, einer läuft zum Beispiel 400 Meter. Ich glaube, Vereine sind per se so etwas wie gelebte Integration. Es ist egal, ob jemand Westler, Ostler, Bayer oder Sachse ist, ob er reich oder Hartz-IV-Empfänger ist. Die Flüchtlinge sind bei uns genau wie die anderen Neu-Potsdamer gleich bei allem dabei – sei es beim Grillabend, bei der Radtour oder beim Weihnachtsfest. Oft gehen wir auch nach dem Training noch was trinken, da kommt man auch ins Gespräch. Und auch beim Langsam-Laufen kann man sich ja unterhalten! Zurzeit sind etwa fünf Flüchtlinge regelmäßig dabei. Zwei von ihnen können momentan nicht kommen, weil sie von Abschiebung bedroht sind und im Kirchenasyl in Caputh leben – das habe ich organisiert. Erst war es nur ein Eritreer, mittlerweile sind es zwei. Sie fühlen sich dort schon etwas eingesperrt, weil sie ja das Gemeindehaus beziehungsweise den Garten nicht verlassen dürfen. Einer von ihnen meinte neulich zu mir, dass er doch wenigstens im Wald dort laufen könnte, aber wenn er von der Polizei aufgegriffen wird, wäre es vorbei. Wir hoffen, dass sie bald rauskönnen. Ich freue mich schon, wenn sie wieder da sind.
Heute berichtet Wolfgang van Straten, 63. Er sorgt dafür, dass Flüchtlinge im Potsdamer Laufclub trainieren können. Sind Sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an potsdam@pnn.de
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