Landeshauptstadt: Generaldirektion will Kabinettshaus
Schlösserstiftung möchte das Gebäude Alle nach Sanssouci 6 vom Land zurückhaben
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Innenstadt – Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten strebt eine Rückübernahme des Gebäudes Allee nach Sanssouci 6 an. Dies bekräftigte Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh. Das so genannte Große Kabinettshaus war der damaligen Schlösserverwaltung in den 70er Jahren entzogen worden. Ab 1979 wurde es für das Kreisgericht Potsdam-Land genutzt und blieb auch nach der deutschen Wiedervereinigung Gerichtsgebäude. Hier haben das Landesverfassungs- und das Landesverwaltungsgericht ihren Sitz; sie sollen jedoch in das neue Justizzentrum umziehen, zu dem die Schinkelkaserne in der Jägerallee ausgebaut wurde. Auch das Land müsse Interesse daran haben, dass die freigezogene Immobilie weiterhin sinnvoll genutzt werde, meinte Dorgerloh.
Das nahe dem Grünen Gitter gelegene Gebäude war 1823 vom Königlichen Gartendirektor und Oberbaurat Johann Gottlob Schulze als Wohnhaus errichtet worden. 1840 wurde es von Friedrich Wilhelm IV. aufgekauft, der es durch Ludwig Persius 1842/43 zum Sitz des Königlichen Civil-Kabinetts mit Arbeits-, Konferenz- und Wohnräumen umbauen und, so durch Anfügung eines malerischen Turms mit Loggia (Teeplatz) und Aussichtsgeschoss, großzügig erweitern ließ. Diese Behörde, etwa mit der heutigen Staatskanzlei zu vergleichen, war 1808 durch die preußischen Reformer aufgelöst, aber 1853 vom König wiederbelebt worden. Nun bestand sie jedoch nur noch aus einem relativ kleinen Büro, das sich um die Korrespondenz und private Angelegenheiten des Monarchen kümmerte.
Wie Dorgerloh erklärte, möchte die Stiftung das Zivilkabinettshaus als Sitz der Generaldirektion verwenden, die bisher beengt im Nachbargebäude Allee nach Sanssouci 5 untergebracht ist. Sie teilt sich das um 1800 durch einen unbekannten Architekten aus dem Umkreis David Gillys errichtete eingeschossige Hofmarschallhaus, eines der wenigen im Stadtgebiet erhaltenen frühklassizistischen Wohnhäuser, mit dem im ausgebauten Dachgeschoss angesiedelten Pressereferat. Das Gebäude könnte nach der Neuregelung zur Vermietung angeboten werden.
Bei dem Vorstoß handelt es sich zunächst um eine Absichtserklärung. Entsprechende Antragstellungen und Gespräche mit dem Finanzministerium als Vertreter des jetzigen Eigentümers wurden noch nicht eingeleitet, erfuhren die PNN auf Anfrage vom stellvertretenden Generaldirektor und Verwaltungschef, Dr. Heinz Berg. Die Rückgabe würde sich in die Neuordnung und Verbesserung der Infrastruktur der Stiftung einordnen. Der dazu vorgelegte Funktions- und Flächennutzungsplan wurde vom Stiftungsrat als Aufsichtsgremium zur Kenntnis genommen; eine Entscheidung, die auch die Finanzierung klären müsse, habe er jedoch noch nicht getroffen.
Unter anderem strebt die Stiftung die Übernahme des ehemaligen Theaterkomplexes an der Zimmerstraße an, um Plansammlung und Depots aus dem Neuen Palais auszulagern, wo sie nicht hundertprozentig brandsicher sind und die Erschließung weiterer Räume für die Besucher blockieren. Laut Dr. Berg soll es dazu in Kürze ein Gespräch aller Entscheidungsträger, so auch der Stadt als Eigentümer, der Stiftung und der Kommunalaufsicht geben.
Zur Auslagerung einiger Bestände wird derzeit die Villa Liegnitz genutzt. Sie dient aber lediglich als „Rangierbahnhof“ vor einer endgültigen Lösung. Generaldirektor Dorgerloh könnte sich vorstellen, dass das Gebäude im Marlygarten später zum zentralen Ort für die öffentlichen Veranstaltungen der Stiftung wird.
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