Sport: Generation Rotation erinnert sich Vom Ikarus mit Pannen bis hin zu Frau Bergmann
Der Ikarus-Bus war aus einem Stück gehauen – und bringt viele schöne Erinnerungen der Fußball-Generation Rotation mit sich. Die Anfahrt zu Oberligaspielen verlief damit problemlos, erst auf der Rückfahrt kam der Motor mit seiner Alueinspritzleitung ins Stottern.
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Der Ikarus-Bus war aus einem Stück gehauen – und bringt viele schöne Erinnerungen der Fußball-Generation Rotation mit sich. Die Anfahrt zu Oberligaspielen verlief damit problemlos, erst auf der Rückfahrt kam der Motor mit seiner Alueinspritzleitung ins Stottern. Aussteigen und die 17 Tonnen schieben hieß es dann für die Fußballer von Rotation Babelsberg, die in den 1950er Jahren sieben Jahre DDR-Oberliga erlebten. Fast ein halbes Jahrhundert später traf sich ein Teil der Ehemaligen am Dienstag in der Plantagenklause, einer ihrer früheren Fußball-Stammkneipen. Ihre Jugendbilder an der Leinwand vor Augen, saßen sie umgeben von Bierkrügen mit der Aufschrift „100 Jahre SV Babelsberg 03“ und Fans der heutigen Nulldrei-Generation. Einige Stunden zuvor lief Heiner Schuster durch Babelsberg und stand auf dem Rasen des Karl-Liebknecht-Stadions als wäre es ein Dienstag im Jahr 1956. „Die Fläche habe ich in bester Erinnerung“, erzählt er später über sein Erlebnis, wieder ins Stadion eingelaufen zu sein. Fünf Jahre spielte er am Babelsberger Park Fußball, heute schwärmt er von der „schönsten Zeit meines Lebens“. Als Schuster nach dem Krieg zu Babelsberg kam, wohnte „der Mann der fliegenden Kopfballtore“, wie ihn Moderator Günter Simon nannte, in der Wollestraße bei der Großmutter von Sportfreund Wolfgang Berndt. So sei das früher gewesen, da ging man arbeiten, spielte in der Freizeit gemeinsam Fußball und traf sich am Abend zum Bierchen beim Hiemke. Eine fast vergessene Ära unter Kickern, daher wünscht Paul Liebig, der vor dem 2. Weltkrieg für Nowawes 03 auflief, der heutigen Generation eine Zeit, „wie wir sie verlebt haben“. Spaß haben die früheren Fußballer heute noch, wenn sie sich an alte Zeiten erinnern. Auch Heinz Tamm, der sich selbst nicht zum Kreis derjenigen zählt, die in Babelsberg Fußballgeschichte geschrieben haben. Nur sechs Spiele hat er bestritten, und dennoch hatte er sein Markenzeichen. Mit 32 Jahren kam der Standesbeamte zu Rotation, er spielte zuvor bei Hertha BSC, und musste immer die Strecke zwischen Zehdenick und Potsdam absolvieren. War er nach einem Spiel bis montags 7 Uhr auf dem Heimweg, stand er eine halbe Stunde später, nach einer kurzen Rasur, wieder vor den Verliebten. Einen Fußballverrückten, nennen sie ihn. Jeder in der Runde hat seinen Spitznamen und jeder seine eigene Fußballgeschichte in Babelsberg: Klaus Seelignow erinnert sich beispielsweise an die so genannte Rosentreppe im Babelsberger Park, die sie im Training Huckepack mit anderen Spielern hoch hüpfen mussten. Heinz Tietz an das erste Spiel, welches 2:12 gegen Dresden verloren ging. Günter Simon an die Handballerinnen Frau Weiß und Frau Bergmann, denen die Fußballer gerne beim Spiel zugeschaut haben. Horst Schüler – er reiste aus Hamburg an – „an den Sepp Herberger von Potsdam“, Trainer Paul Bauschke. Und daran, dass in sieben Jahren Oberliga kein einziger amtierender DDR-Meister in Babelsberg gewinnen konnte. Aber sie gedachten auch den Weggefährten einer für sie unverwechselbaren Zeit, die am Dienstag nicht mehr dabei sein konnten. Jan Brunzlow
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