Landeshauptstadt: Gentechnik: Mehr als nur schöne Tomaten
Abgeordnete des Bundestags informierten sich über die Forschung am Max-Planck-Institut Golm
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Golm - Feldzerstörungen, Haftungsfragen und Koexistenz. Das Vokabular, mit dem sich Genforscher auseinandersetzen müssen, ist kriegerisch. Dies liegt, wie Golmer Wissenschaftler am Max Planck Institut für molekulare Pflanzenphysiologie meinen, vor allem an Unwissenheit in der Bevölkerung. Gestern hatten sie die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (SPD) und ihre Kollegin Elvira Drobinski-Weiß (ebenfalls SPD) zum Gespräch nach Golm geladen. Schwerpunkt der Veranstaltung war das Nebeneinander von „grüner Genforschung“, also der Anbau genmanipulierter Pflanzen, und gentechnikfreier Landwirtschaft.
Die Wissenschaftler beklagten gegenüber den Abgeordneten, dass vor allem Haftungsfragen im heute gültigen Gentechnikgesetz die Arbeit erschweren. Heute muss sicher gestellt sein, dass bei Feldversuchen genmanipulierte Pflanzen nicht „auskreuzen“, also sich nicht unkontrolliert verbreiten. Dies sei aus der Sicht eines Bio-Bauern zwar verständlich, behindere die Forschung aber stark, sagten die Wissenschaftler. Gleichzeitig befürworteten sie einen klaren gesetzlichen Rahmen. Prof. Mark Stitt, einer der Projektleiter im Institut, sprach sich für eine strenge staatliche Aufsicht der Versuche aus. Die Gentechnik könne sich keine Unfälle erlauben, sagte er.
Andrea Wicklein zeigte Verständnis für die Belange der Forscher. Sie lobte die Öffentlichkeitsarbeit der Golmer Forscher. Das Institut sei beim Abbau von Vorurteilen „vorbildlich“, sagte sie den Wissenschaftlern. In der Politik ginge es aber darum, sowohl an Genforschung, als auch an die Wachstumsbranche der biologischen Landwirtschaft zu denken. Dies müsse das Ziel des Gentechnikgesetzes sein, sagte sie den PNN. Derzeit wird das Gesetz überarbeitet. Aus der Sicht von Andrea Wicklein liegt in den nachwachsenden Rohstoffen eine Chance für die Region. Man müsse mehr in der „grünen Gentechnik“ sehen, als nur den Anbau von Lebensmitteln, sagte sie.
Weniger Sympathie weckten die Wissenschaftler mit ihren Geldnöten. Die Max Planck Gesellschaft habe es schwer, sich gegen die Konkurrenz aus den USA zu wehren, sagte Prof. Lothar Willmitzer, Geschäftsführender Direktor des Golmer Instituts. Einen Vergleich mit den Kosten für Hartz IV-Wohnungszuschüssen fand Drobinski-Weiß „unpassend“. Insgesamt ist es aber um die Öffentlichkeitsarbeit des Instituts gut bestellt. Die Aktion „Komm ins Beet“ ist ein Erfolg. Schulklassen können das Institut in der Pflanzensaison besuchen. Bis zu 100 Schüler pro Tag. Mark Minnes
Mark Minnes
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