Landeshauptstadt: Genug Plätze für alle
Laut Stadt können nahezu alle Potsdamer Eltern ihre Kinder in die Wunsch-Kita schicken
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Eltern, die ihr ungeborenes Kind schon in den ersten Schwangerschaftswochen bei zig Krippen anmelden, endlose Vorstellungsrunden bei allen Einrichtungen in der Umgebung, Frauen, die den Wiedereinstieg ins Berufsleben wegen eines nicht vorhandenen Betreuungsplatzes für ihr Kind verschieben müssen – Horrorgeschichten wie aus manchen anderen deutschen Städten sind in Potsdam aus Sicht der Verwaltung eher die Ausnahme. Trotz des gesetzlichen Anspruchs auf einen Krippenplatz, der seit vergangenem Jahr gilt, ist die Situation in Potsdam weitgehend entspannt. Die Stadt rechnet sogar damit, dass zu Beginn des neuen Kita- und Krippenjahres am 1. September 300 Betreuungsplätze mehr als benötigt zur Verfügung stehen werden, wie die Stadtsprecherin Christine Weber auf PNN-Anfrage mitteilte.
5046 Kinder im Alter von null bis drei Jahren sind derzeit beim Potsdamer Einwohnermeldeamt registriert. 2645 von ihnen besuchen eine Krippe, weitere 329 werden in der Tagespflege betreut. Hinzu kommen noch 104 unter Dreijährige, die tagsüber außerhalb Potsdams versorgt werden. Rund 60 Prozent der Potsdamer Kinder unter drei Jahren werden also nicht zu Hause, sondern in einer Einrichtung betreut – etwa doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt. Die Potsdamer Verwaltung rechnet damit, dass der Anteil noch auf 65 Prozent ansteigt, wie Weber sagte. Forciert werde dies aber nicht. „Die Eltern entscheiden selbst über die Inanspruchnahme eines Kita-Platzes“, betonte sie. Die 65 Prozent Versorgungsquote sei lediglich eine Planzahl.
Noch deutlich höher ist der Anteil der Kinder über drei Jahre, die betreut werden. Dieser liegt laut Stadtverwaltung in Potsdam bei über 97 Prozent. Konkret besuchen derzeit 5729 der gemeldeten 5902 Kinder dieser Altersgruppe eine Kindertagesstätte, weitere 219 über Dreijährige gehen in eine Kita außerhalb Potsdams.
Probleme gibt es aber wie berichtet mit dem Betreuungsschlüssel – also dem Verhältnis zwischen Kindern und Erzieherinnen. Die Bertelsmann-Stiftung hatte jüngst eine Studie veröffentlicht, wonach dieses Verhältnis bei der Betreuung unter Dreijähriger nicht wie vom Gesetzgeber verlangt bei eins zu sechs, sondern bei eins zu 7,2 liegt. Bei den Kita-Kindern wurde ein Verhältnis von eins zu 12,5 ermittelt, gesetzlich vorgeschrieben ist eine Quote von eins zu zwölf.
Laut Stadtsprecherin Weber wird bei diesen vom Land vorgegebenen Betreuungsschlüsseln aber nicht berücksichtigt, dass viele Kinder deutlich länger in den Einrichtungen sind als angenommen. So wird bei der Berechnung zum Beispiel davon ausgegangen, dass Kinder unter drei Jahren nur sechs Stunden täglich in der Krippe sind – tatsächlich werden aber 32 Prozent erst nach acht Stunden wieder von den Eltern abgeholt, 46 Prozent sogar erst nach zehn Stunden oder mehr. Ähnlich sieht es in den Kitas aus: Dort verbringen 33 Prozent der Kinder acht, 39 Prozent der Kinder zehn Stunden und mehr in der Einrichtung.
Was die Konsequenz aus dieser Erkenntnis und den Berechnungen der Bertelsmann-Experten sein soll, wird derzeit noch hinter den Kulissen verhandelt. Laut Weber laufen Gespräche mit dem Land. Für die Kinder, die jetzt betreut werden, wird sich die Situation vermutlich aber kaum ändern.
Die Zahl der Erzieher könnte also höher sein, doch Plätze gibt es offenbar genug. Die besten Chancen auf einen Kita-Platz suchen haben Eltern immer im August und September. Denn dann beginnt das Schuljahr und die frischen Erstklässler machen Platz für die Jüngeren. Auch im Oktober, November und Dezember könne mit hoher Wahrscheinlichkeit noch einem Großteil der Eltern ein Platz in der Wunsch-Kita verschafft werden, sagte Stadtsprecherin Weber. In den Monaten danach sei es allerdings nicht mehr zu 100 Prozent garantiert, dass es die Kita mit dem gewünschten Konzept und in unmittelbarer Nähe zum Wohnort wird, weil viele Plätze dann schon vergeben seien. Abhilfe könne der städtische Betreuungsplatzservice „Kita-Tipp“ bieten – der per Sprechstunde und Online-Portal bei der Suche hilft. Pro Jahr gebe es in ganz Potsdam nur etwa 25 bis 30 Fälle, in denen nicht die Wunsch-Kita beziehungsweise -krippe vermittelt werden könne, sagte Weber. Eines sei aber sicher, versprach sie: „Alle bekommen einen Platz.“
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