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Landeshauptstadt: Genügend Platz am falschen Ort

Bis 2020 sollen 1000 neue Kita-Plätze entstehen: Noch gibt es davon in den Plattenbauten zu viele, in den City-Lagen zu wenig

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Bis 2020 sollen in Potsdam mehr als 1000 neue Kita-Plätze entstehen – sieben neue Krippen, Kindergärten und Horte sollen bis dahin eröffnen, kündigte Sozialbeigeordnete Elona Müller gestern auf einer Pressekonferenz an. Allein bis 2010 wolle die Stadt rund 316 neue Kitaplätze einrichten, bis 2011 weitere 377. Über die Zahl der Kitaplätze werden morgen die Stadtverordneten beraten. Denn die Zahl der Kinder werde in den nächsten zwölf Jahren um 2540 steigen. Die Verwaltung geht davon aus, dass im Jahr 2020 19 190 Kinder unter zwölf Jahren in Potsdam leben werden. 13500 Kitaplätze sollen ihnen dann zur Verfügung stehen.

Da nicht alle Kinder tatsächlich einen Kitaplatz beanspruchen, habe die Stadt mit den aktuellen Erfahrungswerten geplant, sagte Müller. In Potsdam sind zurzeit mehr als 90 Prozent aller Kindergartenkinder in einer der 97 Kitas untergebracht und fast 62 Prozent aller Grundschüler besuchen einen Hort. Zudem werden rund 46 Prozent aller Kleinkinder tagsüber in einer Krippe betreut. Bis 2020 werde diese Quote aber voraussichtlich auf 52 Prozent steigen,sagte Jugendamtsleiter Norbert Schweers. Müller sagte, dass immer mehr Potsdamer Eltern ihre Kinder in den Krippen anmeldeten: „Da macht sich das neue Elterngeld bemerkbar“, sagte sie. Seit 2007 erhalten Eltern den staatlichen Lohnersatz nur noch 14 Monate.

Allerdings warten manche Eltern schon jetzt ein Jahr lang auf einen Krippen- oder Kindergartenplatz. Und dass, obwohl es in der Stadt laut Müller genügend Kitaplätze gebe. Doch Potsdam hat ein Problem: Die Kitaplätze gibt es in den falschen Stadtteilen, nämlich dort, wo die wenigsten Kinder wohnen. Es mangele an wohnortsnahen Kitaplätzen, sagte Müller. Der Grund: Zu DDR-Zeiten und auch noch vor zehn Jahren lebten die meisten Kinder in den Plattenbauvierteln Stern, Drewitz, Waldstadt und am Schlaatz. Darum seien dort die meisten Kita-Plätze entstanden. In den Altbauten in der Innenstadt und in Babelsberg etwa hätten dagegen viel weniger Familien gewohnt, erklärte Müller. Diese Entwicklung habe sich jetzt umgekehrt. Doch in den City-Lagen gebe es kaum Platz, um weitere Kitas zu errichten oder bestehende auszubauen. Dieses Problem soll nun die Zeit lösen. Bis 2020 seien die Kinder der City-Bewohner zu alt für die Kita.

Die kinderreichen Stadtteile werde es dann woanders geben: im Bornstedter Feld zum Beispiel. Davon geht zumindest die Verwaltung aus. So sei dort bereits eine zweite Kita geplant. Mehr Kitaplätze sollen bis 2011 zudem in Golm, Eiche, auf Hermannswerder und in der Nauener Vorstadt entstehen.

Bis dahin soll in den Kitas der Landeshauptstadt auch einheitliche Qualitätsstandards herrschen. Alle Kitas – sämtliche Einrichtungen sind in freier Trägerschaft – müssten sich dazu verpflichten, sagte Müller. Den entsprechenden Entwurf will die Verwaltung noch im September den Stadtverordneten vorstellen. Zur Debatte stehe dann auch, wie die Standards überprüft werden. Schweers könnte sich vorstellen, das Eltern und Erzieher dafür stichprobenartig befragt werden. Einen Fragebogen könnten Pädagogik-Experten der Fachhochschule und der Uni erstellen.Juliane Wedemeyer

Juliane Wedemeyer

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