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Landeshauptstadt: Gepolsterte Fensterbänke für Senioren

Wie sich Abiturienten das Wohnen im Jahr 2030 vorstellen – Mehrgenerationenhäuser zählen nicht dazu

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Bornstedter Feld - Die Zukunft ist bequem: Grünpflanzen werden automatisch bewässert, Post und Pizza kommen per Lift in die Wohnung, dreckige Socken werden über einen Schacht in die Waschküche geschickt und Kinderzimmer bekommen einen Elektromagneten, der das präparierte Spielzeug der Kleinen automatisch aus dem Weg räumt. Dazu hat das Haus im Bungalow-Stil variable Innenwände, extra gedämmte Kinderzimmer gegen den Krach und ein Dach, wie die Fußballarena auf Schalke. Zudem sind die Fenster entspiegelt, um darauf die neueste DVD projizieren zu können – so stellen sich zumindest 22 Potsdamer Gymnasiasten das Wohnen im Jahr 2030 im Bornstedter Feld vor.

Die Jugend denkt komfortabel – das ist ein Ergebnis des Projektes „Jugend denkt Zukunft“, das Schüler des Leibniz-Gymnasiums in dieser Woche durchgeführt haben. Gemeinsam mit dem Wohnungsunternehmen Pro Potsdam haben die Abiturienten das Wohnen und Leben in der Zukunft geplant. Für die einen sind die Ergebnisse „Ideen aus den 60er Jahren“ (Erich Jesse, Geschäftsführer Sanierungsträger), für andere „durchaus ernstzunehmende Inhalte“ (Horst Müller-Zinsius, Chef von Pro Potsdam). Die Themen der Zeit spielen in den Überlegungen der Gymnasiasten keine Rolle – zumindest weder das intelligente Haus noch das Mehrgenerationenwohnen. Im Gegenteil: Sie haben drei separate Unternehmen für die jeweiligen Zielgruppen Singles, Familie und Senioren gegründet. Man könne von Jugendlichen, die es von zu Hause weg zieht auch nicht erwarten, dass sie ein Konzept mit Eltern und Oma unter einem Dach entwickeln, sagte Erich Jesse dazu.

Überzeugt hat das Konzept der Single- Haushalte. Variable Zimmer für bedarfsgerechte Raumgrößen. Eine komplette Fensterfront mit integrierten Voltaikanlagen – die Scheibe reinigt sich natürlich bei Regen selbstständig. Und ein Wasseraufbereitungskonzept, damit das Brauchwasser danach unter anderem zum Blumen gießen genutzt werden kann. Vier solcher Single-Wohnungen würden sich auf einer Ebene befinden, ein Raum in der Mitte des Hauses könne noch als Gemeinschaftsraum oder viergeteilt als Abstellkammer genutzt werden.

Die Seniorenwohnungen hätten dagegen gepolsterte Fensterbänke, damit „die alten Menschen am sozialen Leben teilhaben könnten“, sagten die Schüler. Und es gebe Bingoabende sowie verbilligte Kurreisen für die Mieter. Dazu rutschfesten Boden im Bad, einen Schlüsseltrichter für die Eingangstür und einen Herzfrequenzmesser mit Notfallknopf.

Kritisch sahen die Schüler selbst, dass die Ökonomie bei der Planung keine Rolle gespielt habe. Müller-Zinsius sagte danach ebenfalls: „Wohnungen für Reiche sind leicht zu konzipieren und zu finanzieren“. Das Problem der Zukunft sehe jedoch anders aus. Bis 2020 müssten 13 000 neue Wohnungen in der Stadt entstehen, deren spätere Mieter nicht über die höchsten Nettolöhne verfügten.

Die Ideen aus dem Projekt „Jugend denkt Zukunft“ sollen am 24. November im Leibniz-Gymnasium in der Galileistraße ausgestellt werden. Dann wird der erste Teil des neuen Campus Am Stern eröffnet.

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