Landeshauptstadt: Gerangel um Bauplanung
Aus Kostengründen muss die Stadt Prioritäten setzen. „Fußballschule“ Neu Fahrland hat höchste Dringlichkeit.
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Aus Kostengründen muss die Stadt Prioritäten setzen. „Fußballschule“ Neu Fahrland hat höchste Dringlichkeit. Von Günter Schenke Nicht alle Träume lassen sich beim Bauen in Potsdam auf einmal verwirklichen. Die Stadt muss Prioritäten setzen. Nicht zuletzt aus Kosten- und Personalgründen. Denn die Aufstellung eines B-Planes kostet viel Geld und erfordert Personal. Dienstagabend einigte sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen mehrheitlich darauf, welche Projekte die Priorität 1, 2 oder 3 erhalten. Ohne Konflikte geht das nicht ab, vor allem weil auch die neuen Ortsteile mit ihren Projekten Berücksichtigung finden wollen. So gibt es in Neu Fahrland die Absicht, eine „Fußballschule“ zu errichten. Ortsbürgermeister Hartmut Reiter erklärt, dass diese Kurzbezeichnung irreführend sei, da es sich um ein Sport- und Freizeitzentrum handele, dass auch für die Bürger einiges zu bieten habe. Das Vorhaben ist im Ortsteil selbst nicht unwidersprochen. So brachte Barbara Linke von der Bürgerinitiative „Sonnenweg“ die Bedenken der Nachbarn vor, die unter anderem befürchten, dass von der Einrichtung zuviel Lärm ausgehen könnte. Linke fordert, das Projekt erst dann in die Priorität 1 aufzunehmen, wenn über die Grundstücksfragen und Lärmemissionen Klarheit besteht. Der Ausschuss folgte dem jedoch nicht. Auch eine nochmalige Bedenkzeit, wie sie Saskia Hüneke (Bündnis 90/Grüne) vorschlug, gewährte er nicht und stellte das Projekt in die Prioritätenliste 1. Hüneke konnte sich lediglich mit ihrem Vorschlag durchsetzen, dass die Verwaltung auf der nächsten Sitzung des Bauausschusses eine detailliertere Information über das Projekt gibt. Mit derselben Dringlichkeit sollen die Planungen für die Dorfstraße 7 bis 9 in Groß Glienicke vorangebracht werden. Andere Projekte fallen in die Priorität zwei, so das Ortszentrum Insel Neu Fahrland und die zweite Änderung des B-Planes Fahrländer Straße in Marquardt. Letztere soll als erste nachrücken, wenn ein Vorhaben aus der Priorität 1 abgearbeitet ist. Insgesamt 28 Planverfahren sind mit der höchsten Dringlichkeit versehen und sollen innerhalb kurzer Zeit in B-Pläne münden. Darunter ist zum Beispiel die Uferzone Bertinistraße am Jungfernsee mit dem erweiterten Areal der Villa Jakobs. Bei Letzterer handelt es sich in der Tat nur um ein „Areal“, denn das Gebäude steht bekanntlich nicht mehr. Springer-Vorstand Mathias Döpfner wollte die Persius-Villa, ein architektonischer Blickfang in der Landschaft am Jungfernsee, originalgetreu wieder aufbauen, trat aber dann von dieser Absicht zurück. So werden die Planungen jetzt wohl ohne Investor vorangebracht. Wahrscheinlich geht die Stadt davon aus, dass das Gelände in schöner Lager leicht zu veräußern sei. Weitere dringliche Planungen für Potsdam betreffen das Industriegebiet bei Rehbrücke, das innerstädtische Gebiet Türkstraße mit dem geräumten Depot des Verkehrsbetriebes und die Medienstadt Babelsberg mit dem Teilbereich Filmpark. Auf der Dringlichkeitsliste steht auch das kontrovers diskutierte Gebiet Am Silbegraben, Alt Drewitz Nord, ein Teil der Lennéstraße, Tornow/Küssel auf Hermannswerder, Klein Glienicke, nördliche und südliche Berliner Vorstadt und die Südflanke des Parkes Sanssouci an der Geschwister-Scholl-Straße. Die Katharinenholzstraße mit dem Teilbereich Ribbeckstraße-Blumenstraße gehört ebenfalls zu den vordringlichen Vorhaben, ebenso wie das Brandenburgische Landeshauptarchiv auf dem Windmühlenberg und das Bau- und Denkmalgebiet Speicherstadt an der Leipziger Straße. Allein an dieser Aufzählung lässt sich ablesen, wie groß das Entwicklungspotenzial in Potsdam noch ist. Drei Projekte bearbeitet die Verwaltung intern: den B-Plan Großbeerenstraße/Neuendorfer Straße, die Entwicklungs- und Ergänzungssatzung Lendelallee sowie die Planungen zum Wissenschaftspark in Golm.
Günter Schenke
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