Aus dem GERICHTSSAAL: Gericht: Eine unendliche Geschichte
Weitere Termine um Nachbarschaftsstreit-Verhandlung/Neue Anklage in Sicht
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Ein jahrelanger Nachbarschaftsstreit droht nun in einen wahren Prozess-Marathon zu münden. Mit einem Urteilsspruch in der am Dienstag begonnenen Verhandlung ist frühestens im Januar 2010 zu rechnen. Für den 28. Dezember setzte Amtsrichterin Kerstin Nitsche erst einmal einen Besichtigungstermin an, um den „Tatort“ mit eigenen Augen zu inspizieren. Während der vorangegangenen zwei Tage mussten Fotos – diese allerdings zahlreich – herhalten, um die Quellen der Querelen auszuloten.
Es geht um Gerlinde und Gerd G.*, deren Nachbarn Heinz H.* sowie Erwin E.*. Als der inzwischen 68-jährige E. sein Eigenheim Ende 2004 in unmittelbarer Nähe des Grundstücke des Ehepaares G. und des Besitztums von Heinz H. bezog, hatten Ordnungsamt, Polizei und Staatsanwaltschaft gut zu tun. Erwin E. fühlt sich von seinen neuen Nachbarn gemobbt. Er glaubt, sie wollen ihn wieder vertreiben. Minutiös protokollierte der Rentner alle vermeintlichen Attacken gegen ihn, brachte das Ehepaar G. und Heinz H. schließlich auf die Anklagebank. Nötigung in 68 Fällen, Sachbeschädigung, Bedrohung, Körperverletzung und Beleidigung legt die Staatsanwaltschaft den gebürtigen Potsdamern zur Last. Das Trio bestreitet die Vorwürfe. (PNN berichteten.) Inzwischen gibt es bereits eine weitere Anklage mit ähnlichen Beschuldigungen. „Eine unendliche Geschichte“, konstatierte die Vorsitzende. „Warum reden Sie nicht einfach miteinander? So kann man doch nicht leben.“
Am gestrigen zweiten Verhandlungstag setzten Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung die Zeugenvernehmung von Erwin E. fort, der gleichzeitig als Nebenkläger auftritt. Er berichtete, er sei monatelang vom Ehepaar G., aber auch von Heinz H., mit lautstarker Radiomusik beschallt worden. Eine Polizeibeamtin, die am 21. Mai 2005 wegen ruhestörenden Lärms zum Grundstück von Gerlinde und Gerd G. fuhr, bemerkte zwei Lautsprecherboxen, die direkt auf das Anwesen des Rentners gerichtet waren. „Mir persönlich wäre die Musik zu laut gewesen“, stellte sie vor Gericht klar. Dann erinnerte sich Erwin E. an die Sache mit dem Fass. Als er und seine Gattin Besuch aus Bad Homburg erwarteten, habe das Ehepaar G. das Behältnis, aus dem Verwesungsgeruch aufstieg, unter ihrem Carport platziert. „Das war Brennnessel-Sud zum Düngen unserer Hecke“, konterte Gerd G. Erwin E. listete noch eine Reihe weiterer Untaten seiner Nachbarn auf. So habe ihn Gerlinde G. absichtlich mit Wasser bespritzt, als er mit seiner Bohrmaschine hantierte. „Ich habe einen elektrischen Schlag“ bekommen.“ Auch bunt blinkende Lichtschläuche im Außengelände des Paares würden ausschließlich dazu dienen, ihn aus der Siedlung zu vergraulen. „Sobald sie mich sehen, sagen sie, hier stinkt es nach Ratten“, empörte sich Erwin E. (*Namen geändert.) Hoga
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