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FUSSBALL-LANDESPOKAL-ENDSPIEL: Germania Schöneiche hofft auf ein Wunder „Müssen uns auf Pokalfight einstellen“

Babelsbergs Trainer Dietmar Demuth zieht Saisonbilanz und blickt auf das Spiel am Sonntag in Schöneiche

Stand:

Dirk Berger ist Realist. „Wir sind klarer Außenseiter im Spiel gegen Babelsberg, ein Sieg wäre ein Wunder“, sagt der Trainer des Oberligisten SV Germania 90 Schöneiche. „Wir gehen mit Respekt, aber ohne Angst an die Arbeit, und vielleicht schaffen wir das Wunder ja.“

Mit rund 1500 Zuschauern rechnet der 42-Jährige, der die Mannschaft erst zu Saisonbeginn übernahm und mit ihr am vergangenen Sonntag den Klassenerhalt klarmachte. Gegen die favorisierten Babelsberger kann Berger, der bis dato bei Union Berlin den Nachwuchs trainierte, nahezu sein komplettes Team aufbieten. Sein wertvoller Mittelfeldmann Patrick Böse verletzte sich vorgestern beim Training jedoch am Knie und muss sich das Finale von den Zuschauerrängen aus anschauen.

Die Nulldreier hätten das Spiel gern auf den Freitag oder Samstag verlegt, doch das passte Berger und seinen Mannen nicht. „Dreiviertel meiner Spieler sind berufstätig“, erklärt er. „Wir haben schon nur eine sehr kleine Chance. Und die wollten wir uns durch eine Terminverlegung nicht nehmen lassen.“

So wird das Finalspiel auf dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportplatz also wie geplant um 15 Uhr angepfiffen. Zuvor werden sich die Nachwuchskicker beider Vereine auf dem Rasen messen. Sowohl in der Sommer- als auch in der Wintervorbereitung standen sich beide Teams bereits gegenüber: Beide Male setzten sich die Nulldreier durch. H. M.

HERTHA BSC]Am kommenden Sonntag bestreitet Ihr SV Babelsberg 03 beim Oberligisten Germania Schöneiche das diesjährige Finale des Fußball-Landespokals, Herr Demuth. Wäre für den SVB der erneute Pokalsieg die Krönung einer tollen Regionalliga-Saison oder eine Entschädigung für nicht erreichte Ziele?

Man sollte Punkt- und Pokalspiele getrennt betrachten. Im Pokal war das Erreichen des Finales für uns als Pokalverteidiger Pflicht, und wir müssen den Pokal auch wieder gewinnen – ohne Wenn und Aber. In der Meisterschaft haben wir eine gute Saison gespielt, aber es war eigentlich ein Tick mehr drin. Bei einigen Siegen mehr hätten wir noch lange ganz oben mitmischen und Kiel und Halle bedrängen können. Hätten wir fünf Spiele gewonnen, die unentschieden ausgegangen sind, wären schon zehn Punkte mehr auf unser Konto gekommen. Von daher sind wir doch etwas enttäuscht.

Fällt Ihre Saisonbilanz also negativ aus?

Nein, die sollte man unabhängig vom Tabellenplatz ziehen. Wir haben vor der Saison eine neue Mannschaft zusammengestellt und wussten nicht genau, wie stark die neue Regionalliga sein würde. Aus dieser Sicht war es eine gute Saison, in der wir lange Tabellenführer und bis zuletzt die beste Heimmannschaft waren und in der sich zahlreiche Jungs weiter entwickelt haben.

Wer beispielsweise?

Ich denke da an Marian Unger und Ronny Surma, die sich in den Vordergrund spielten, auch an Denis Weidlich und Julian Prochnow, der unauffällig, aber sehr effektiv und mannschaftsdienlich spielt. Ümit Ergirdi, der aus der Oberliga kam, hatte mehr Licht als Schatten und versucht immer, sich weiter zu verbessern. Ähnliches gilt für Joan Oumari, der im vergangenen Jahr aus der Verbandsliga zu uns kam. Und auch Daniel Zacher machte seine Sache ordentlich, so dass sich Unger nicht ausruhen durfte. Unsere älteren Spieler haben sich aus meiner Sicht ebenfalls weiterentwickelt und den Konkurrenzkampf mit den Neuen aufgenommen. So wollen wir es im nächsten Jahr wieder haben. Wir wollen die Leistungsdichte weiter erhöhen, um den Konkurrenzkampf für alle noch leistungsfördernder zu gestalten.

Wie wird Babelsbergs Saisonziel für das Spieljahr 2009/10 heißen?

Wir wollen unseren dritten Tabellenplatz aus diesem Jahr weiter nach oben verbesseren. Die Voraussetzungen dafür werden nicht schlechter als im vergangenen Jahr sein – wenn wir weiter von schwerem Verletzungspech verschont bleiben. Da hatten wir in diesem Jahr, auch dank unseres Physiotherapeuten Matthias Pefestorff, großes Glück.

Sie wollen in der nächsten Saison auch das Zusammenwirken mit der in der Brandenburgliga spielenden eigenen zweiten Mannschaft, die gerade so den Klassenerhalt schaffte, weiter verbessern. Wie soll das aussehen?

Wir wollen die Heimspiele der zweiten Mannschaft terminlich so legen, dass wir und sie nicht zeitgleich spielen. Dann können unsere Anschlusskader dort mehr Spielpraxis bekommen und wir auch öfter bei den Spielen zuschauen. Zum einen, um die eigenen jungen Spieler zu beobachten, zum anderen auch, um vielleicht mal ein Supertalent aus dieser Spielklasse zu entdecken.

Jetzt steht erst einmal das Pokalfinale an. Wie bewerten Sie den Gegner Schöneiche?

Er spielt zu Hause mit der Euphorie, noch die Klasse gehalten zu haben und jetzt vielleicht sogar eine Pokalsensation zu schaffen. Schöneiche wird entsprechend auftreten und gegenhalten, dürfte erst einmal hinten drin stehen und versuchen, uns mit Kontern zu überraschen. Da müssen wir hellwach sein. Aber wir sind der Favorit und müssen uns auch mental auf einen Pokalfight einstellen.

Schicken Sie die Mannschaft nach dem Pokalfinale gleich in den Urlaub?

Wir werden uns am Sonntagabend nach dem Endspiel und der Rückkehr hier in Babelsberg nochmal zusammensetzen, unabhängig vom Ergebnis, und ab Montag sind dann drei Wochen Urlaub. Wir haben dafür nur ein enges Zeitfenster, denn am 6. Juli müssen wir schon wieder in die Saisonvorbereitung starten.

Machen Sie selbst jetzt ebenfalls Urlaub?

Ja, ich muss auch mal den Kopf frei bekommen. Ich fliege mit meiner Familie für zwei Wochen nach Gran Canaria. Telefonisch bin ich auch da immer erreichbar.

Für die neue Saison haben Sie derzeit 14 Spieler unter Vertrag – zwölf bisherige sowie die beiden Neuverpflichtungen Anton Müller und Erkan Kilicaslan. Welche Hoffnungen verknüpfen Sie mit diesen beiden Zugängen?

Sie werden unserer Mannschaft hoffentlich nochmal einen sportlichen Schub geben. Mit Anton Müller haben wir im Mittelfeld noch eine Kreativkraft dazubekommen, die unsere Spitzen einsetzen kann. Und Erkan Kilicaslan ist ein anderer Stürmertyp als die Angreifer, die wir bisher haben – klein und wendig.

Mit wie vielen Spielern wollen Sie in die kommende Saison gehen?

Möglichst mit 22, unter denen auch einige Perspektivspieler sein werden. Wobei uns bei Neuverpflichtungen der finanzielle Rahmen drückt. Ich habe genügend interessante Spieler vor allem für den Offensivbereich angesprochen, aber denen wird von anderen Vereinen wesentlich mehr versprochen. Die Summen, die teilweise aufgerufen werden, würden unseren Rahmen total sprengen. Und dazu sind wir nicht bereit.

Torwart Marian Unger hat nach wie vor keinen neuen Vertrag beim SVB unterschrieben, weil ihm noch ein höherklassiges Angebot vorliegen soll, aber auch noch nicht abgesagt. Wie lange kann dieser Schwebezustand dauern?

Ich verstehe ja seine Situation und es spräche schließlich auch für unsere Arbeit hier, wenn wir ihn in den bezahlten Fußball abgeben könnten. Aber auch wir haben unsere Zwänge. Ich schau mich schon nach anderen Torhütern um, kann diese Kandidaten aber nicht ewig hinhalten.

Wird Unger trotzdem am Sonntag in Schöneiche das SVB-Tor hüten?

Ich gehe davon aus, denn das eine hat ja nichts mit dem anderen zu tun.

Das Interview führte Michael Meyer

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