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Landeshauptstadt: Geschichte aus der Plastiktüte

Schlösserchef Dorgerloh stellt Parkwächter gegen den Schlendrian ein und bietet Kompromisse an

Stand:

Die Geschichte steckte in der grünen Plastiktüte: Eine Parkordnung „Park Babelsberg“ aus den 1980er Jahren hat Hartmut Dorgerloh zu seiner Unterstützung mitgebracht. Der Generaldirektor der Preußischen Schlösser und Gärten argumentierte damit gestern auf einer Veranstaltung der Linkspartei.PDS im Zentrum- Ost für seine strikte Linie zur Durchsetzung der Parkordnung in den Potsdamer Schlossgärten. Denn, was ab dem nächsten Wochenende zwischen fünf und bis zu 10 000 Euro Bußgeld kosten könnte, ist bereits seit Jahrzehnten verboten: Radfahren auf unbefestigten Wegen, das Betreten der Hänge und Wiesen sowie das Baden außerhalb des Strandbades. Künftig will die Stiftung auch Tourismusanbieter fern halten, wenn sie ohne Genehmigung – und ohne dafür zu bezahlen – eine Reisegruppe aus gewerblichen Gründen durch die Parks führen wollen.

Dass die Kassen der Stiftung dadurch aufgefüllt werden sollen, verneint Dorgerloh. Allein 200 000 Euro würden die jährlichen Vandalismusschäden in den Parks der Stiftung betragen. Geld, dass er gerne für andere Zwecke einsetzen würde. Beispielsweise in die Sanierung von Gebäuden, allein das Schloss Babelsberg soll 30 Millionen Euro kosten. Derzeit wird vermehrt in den Park am Ufer des Tiefen Sees investiert, selbst mit dem Bau einer Steganlage für Ausflugsschiffe nahe des Kleinen Schlosses werde in den kommenden Tagen begonnen. Zu lange sei der Babelsberger Park als Landschaftsgarten vernachlässigt worden, so Dorgerloh. Dadurch habe sich „ein Verhalten eingeübt, das dem Garten nicht gut tut“. Dafür verantwortlich machte Dorgerloh auch die Stadt Potsdam, die seit 1990 die Kontrollhoheit in den Parks hatte. „In Berlin hat das besser geklappt“, sagte der Schlösserchef. In Babelsberg sei kaum kontrolliert worden. Damit soll nun Schluss sein. Seit einigen Tagen laufen Parkwächter der Schlösserstiftung in den Parks und ermahnen Gäste, die sich nicht an die Parkordnung halten, ab nächsten Samstag wird kassiert. Das hat bereits zu Konfrontationen geführt. Und zur Gründung einer Bürgerinitiative in Babelsberg.

Die Nutzung der Parks ist inzwischen ein Potsdamer Streitthema: Hundebesitzer wollen ihre Hunde frei laufen, Eltern ihre Kinder über die Wiesen tollen lassen und Fahrradfahren die Wege der Parks nutzen. Doch die Schlösserstiftung bleibt hart: Hunde müssen an der Leine bleiben, Spielplätze wird es nicht geben. Einzig für Radfahrer gibt es eine Möglichkeit, die asphaltierten Wege zu nutzen. Und als weiteren Kompromiss kann sich Dorgerloh im Park Babelsberg eine Liegewiese vorstellen. Gespräche darüber müssten nun geführt werden. Nicht tolerieren wolle er jedoch das Baden entlang des Ufers am Tiefen See. Dort gebe es ein Strandbad, das im Besitz der Stadt ist. Die Leute könnten dies nutzen – es sei auch nicht hinnehmbar, dass Eis und Getränke an Badegäste über den Zaun verkauft würden. Künftig soll das Bad ohnehin von diesem Standort weichen, die Stiftung geht bekanntlich gegen die Vergabe des Grundstücks durch die Treuhand an die Stadt juristisch vor.

Und die neue Parkordnung? Der Park sei Privatgelände, mit einer Parkordnung müssten auch Schadenersatzansprüche ausgeschlossen werden, erklärte Dorgerloh. „Und Eislaufen?“, fragte eine Potsdamerin? „Das war auch früher verboten, wie oft sind sie schon vom Eis geholt worden?“, so Dorgerloh. Noch nie.

Der Generaldirektor zeigte sich vor den knapp 50 Gästen in der Seniorenfreizeitstätte Dahlweid im Zentrum-Ost als kompromissbereit. „Sie sind ja garkein Betonkopf“, sagte Peter Moser von der Bürgerinitiative zur Nutzung des Parkes Babelsberg. Dorgerloh hatte angeboten, eine Sitzung der Initiative zu besuchen oder auch Natur-Wanderungen durch den Park zu organisieren. Gleichzeitig appellierte er an die Verwaltung der Landeshauptstadt, ein vernünftiges Radwegesystem für die Strecken zwischen den touristischen Anziehungspunkten zu entwickeln. „Da gibt es noch immensen Nachholbedarf.“ Von der Sitzung des Kulturausschuss des Berliner Senates heute ab 12 Uhr im Schlosstheater erhoffe er sich auch ein Zeichen für die Finanzierung der Stiftung: 20 bis 25 Millionen Euro jährlich mehr brauche die Stiftung für die Bewältigung ihrer Aufgaben, so Dorgerloh. Sie wird im Wesentlichen finanziert durch den Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin. jab

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