zum Hauptinhalt

Homepage: Geschichte der Veränderungen Standort Schiffbauergasse: Studenten der Fachhochschule Potsdam realisieren eine Ausstellung zum Areal an der Havel

Das Gesicht verändert sich. Fast täglich wächst etwas Neues.

Stand:

Das Gesicht verändert sich. Fast täglich wächst etwas Neues. Nach Jahren der scheinbaren Unentschlossenheit, in denen man sich an den maroden Anblick gewöhnt hatte, geht nun alles ganz schnell. Zuerst der Abriss alter Industrieanlagen, der den Blick auf das Wasser und den Babelsberger Park freigab. Dann, noch etwas verloren, Oracles gläserner Firmensitz und nun der Theaterneubau. Der Standort Schiffbauergasse ist mal wieder in Bewegung. Die Geschichte der Schiffbauergasse zu rekonstruieren ist ein Puzzlespiel. Innerhalb von 6000 Jahren hat dieses Gebiet an der Havel so oft schon das Gesicht gewechselt, dass manche Spuren für immer verloren sind. Claudia Rücker und Andrea Szatmary sind derzeit mit Studenten der Fachhochschule Potsdam dabei, für eine Ausstellung Teile dieses Puzzles aus der jüngeren Vergangenheit zusammen zu tragen. Im vergangenen Sommer kam die Idee auf, jetzt, da die Schiffbauergasse große Veränderungen erfahre, sei es an der Zeit, auch die Geschichte dieses Geländes vorzustellen. Seit Januar sind Claudia Rücker und Andrea Szatmary nun in dem kleinen Gebäude in der Schiffbauergasse 15 dabei, Zeichnungen, Grundrisspläne, Fotografien und ganz persönliche Erinnerungsstücke für die Ausstellung zu sammeln. Und war ihnen anfangs dieses Projekt ein üblicher Auftrag, sind ihnen in den zurückliegenden Wochen dieser Flecken Erde, seine Geschichte und vor allem die damit verbundenen Menschen sehr nahe gekommen. „Wir ziehen hierher“, so die Antwort von Andrea Szatmary auf die Frage, wie sich diese Arbeit auf ihr Verhältnis zur Schiffbauergasse ausgewirkt habe. Und für einen kurzen Moment glaubt man Andrea Szatmarys scherzhafte Antwort, weil sie so selbstverständlich klingt. Eine Steinaxt, datiert in die Jungsteinzeit, als Hinweis auf erste Siedlungsspuren. Im Mittelalter dann slawische Fischer, die sich am Havelufer niederließen. Dazwischen finden sich immer wieder große Lücken. Erst mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wird die Entwicklung nachvollziehbarer, begann die intensive Bebauung der heutigen Schiffbauergasse. Zichorienmühle, Leibgarden-Husaren-Kaserne, in dessen Kantine der Kaiser regelmäßig zu essen pflegte. Die Villa Tummeley, eine Werft für Dampfschiffe, dann das Gaswerk und später das Waschhaus: viel hat sich hier bewegt, verändert. „Doch wir wollen und können nicht diese gesamte Entwicklung im Detail in der Ausstellung wiedergeben“, erklärt Claudia Rücker. Überschaubare Ausschnitte, die sich nicht nur auf den Rückblick beschränken. Die Schiffbauergasse, so Claudia Rücker, das sei Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Die Ausstellung, die am 30. April in den Räumen der Schiffbauergasse 15 eröffnet werden soll und auf die einige Stücke derzeit im Stadthaus neugierig machen, folgt nicht herkömmlichen Konzepten. Auf die, den Besucher schnell ermüdenden, chronologischen Jahreszahlenschwänze zu jedem einzelnen Gebäude wird hier verzichtet. Verben werden als Leitmotive dienen. Arbeiten, wohnen, feiern, besetzen: die Geschichte der Schiffbauergasse soll als die Geschichte der Menschen erzählt werden. Durch die Verben als Leitmotive, so Claudia Rücker, erreiche man auch eine Verbindung der einzelnen Standorte, wenn beispielsweise im Waschhaus die Arbeitskleidung der Gaswerker gereinigt wurde. Eine Gruppe Designstudenten der FH gestaltet die Ausstellungstafeln. Neben Plänen, Fotos und Erinnerungsstücken sollen 3D-Objekte die Veranschaulichung erleichtern und die Entwicklung des Standortes Schiffbauergasse aufzeigen. „Ein ungewöhnliches Gebiet“, wie Claudia Rücker und Andrea Szatmary es bezeichnen. Erst die vorwiegend militärische Nutzung, dann ein reiner Industriestandort, ist die Schiffbauergasse nach dem Stillstand Ende der 80er Jahre und anfänglicher illegaler Nutzung nun auf dem Weg zum Kulturzentrum Potsdams zu werden. Eine Entwicklung, so die beiden Ausstellungsmacherinnen, die von vielen Menschen dieser Stadt mit großem Interesse verfolgt wird.Dirk Becker

Dirk Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })