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Landeshauptstadt: Geschichte, die sich nicht wiederholt Historiker Münkler sprach zum 60. Geburtstag

des Leiters des Zentrums für Militärgeschichte

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Brandenburger Vorstadt - Statt der kaiserlichen Kavallerie marschieren im ehemaligen Stall von Prinz Eitel Friedrich heute Militärhistoriker in Grau umher. Normalerweise ist hier der Zutritt verboten, es sei denn man trägt Uniform oder arbeitet für die Bundeswehr. Am letzten Mittwoch öffneten sich die Tore der Villa Ingenheim in der Zeppelinstraße jedoch auch für normale Bürger.

Anlässlich seines 60. Geburtstages lud Oberst Hans-Hubertus Mack zahlreiche Gäste aus Politik und Gesellschaft in das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften (ZMSBw) ein. Als Kommandeur der traditionellen Einrichtung kam er an seinem Ehrentag selbst nur wenig zu Wort, das Reden übernahmen andere. „Wie würdigt man 60 Lebensjahre?“, fragte Generalmajor Jürgen Weigt, Kommandeur des Zentrums Innere Führung, zur Eröffnung des Abends im alten Reitstall, dem heutigen Hans-Meier-Welcker-Saal. Für manche sei Uniform nur Kleidung. „Für Oberst Mack ist sie Schicksal“, so eröffnete Generalmajor Jürgen Weigt, Kommandeur des Zentrum Innere Führung, den Abend im alten Reitstall, dem heutigen Hans-Meier-Welcker-Saal.

Der promovierte Wissenschaftler Hans-Hubertus Mack trat 1974 in die Bundeswehr ein und studierte als junger Offizier Erziehungswissenschaften an der Universität der Bundeswehr in München. Zur Geschichte kam Mack über Umwege. „Die Militärhistorie hat ihn im Bundesministerium der Verteidigung gesucht und gefunden,“ so General Weigt. Als Soldat trage man besonderen Gehorsam im Herzen und Oberst Mack sei dem Ruf der Militärhistorie gefolgt. Er vereine die Seele des Wissenschaftlers mit dem Beruf des Soldaten.

Der ehemalige Reitstall des Sohnes von Kaiser Wilhelm II. war bis auf den letzten Platz besetzt. Das überwiegend ältere Publikum lauschte angeregt den Laudatoren. Eingebettet in einen Festvortrag zum Thema „1914-2014 – Die langen Wurzeln der jüngsten Kriege in Europa“ referierte der renommierte Politikwissenschaftler Herfried Münkler den Großteil des Abends. Der Professor der Berliner Humboldt-Universität verstand es gekonnt, das Publikum mit seinen Thesen zu begeistern. Sein offenes Wort bot in den alten Räumen neuen Platz für alternative Lösungsansätze, um die aktuellen Probleme an den Grenzen Europas besser meistern zu können.

Unter dem Motto „Geschichte wiederholt sich nicht, man kann trotzdem aus ihr lernen“ verglich Münkler die Umstände, die zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führten, mit den aktuellen Geschehnissen in der Ostukraine. Dabei verglich er gekonnt beide Ereignisse, ohne sie jedoch gleich zu setzen. Es gehe um die Unterschiede, aber auch um die Ähnlichkeiten und das, was daraus gelernt werde. „Es liegt mir fern, ein Putin-Versteher zu sein“, sagte Münkler. Dennoch müsse man die Handlungen des Russischen Präsidenten differenziert betrachten und ihm nicht unterstellen, dass er ein Drehbuch für die Krim und die Ostukraine habe. Der Wissenschaftler, der auch die Bundesregierung berät, warb für Verständnis des Gegenübers. „Man muss die Sorgen der Russen ernst nehmen, auch wenn wir glauben, sie seien unbegründet“, so Münkler.

Der ehemalige Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD), der unter den geladenen Gästen war, fragte dann, was er dem Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der in dem Konflikt aktuell vermittelt, heute Abend für eine SMS schicken solle. „Mit der Unterstützung der Bulgaren, Ungarn und Tschechen müsse den Russen die Angst genommen werden. Deutschland dürfe nicht alleine agieren“, antwortete Herfried Münkler darauf. Er prognostizierte in den nächsten zehn Jahren größere Probleme im Mittelmeerraum, da könne Europa die Russen nicht als Gegenspieler gebrauchen, sondern als Partner. Marcel Wesener

Der Autor ist Offizier im Presseinformationszentrum des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr und absolviert derzeit ein Praktikum bei den Potsdamer Neuesten Nachrichten.

Marcel Wesener

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