ATLAS: Geschichts-Lärm
Guido Berg fragt sich, warum manchem gerade der Rosinenbomber zu laut ist
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Bürger aus Golm und Eiche haben sich über das Traditionsflugwesen beschwert. Nun, es ist nachvollziehbar, wenn Potsdamer sich gegen den Lärm stark machen, den historische Flugzeuge bei ihrem Sanssouci-Überflug machen. Jeder hat ein Recht auf Ruhe. Wer nach Golm oder Eiche zieht, der sollte hoffen dürfen, sie dort auch zu finden. Freilich aber gibt es auch eine Technikgeschichte, die faszinierender kaum zu vermitteln ist als anhand dröhnender, alter Motoren. Hier stehen Interessen gegeneinander, die einen Kompromiss finden müssen. Etwas seltsam aber ist, wenn sich die Fluglärm-Kritiker gerade gegen den Krach des Rosinenbombers stark machen, mit dem die Amerikaner 1948 Berlin aus der Luft versorgten. Sie teilen „das Geschichts- und Weltbild nicht, dass hinter diesen Rosinenbomber-Zeitreisen steckt“, wie es im Protestbrief heißt. Aha, möchte man meinen, es geht also nicht nur um den Fluglärm. Schreiben hier womöglich Leute, die gegen die akustischen Emissionen eines sowjetischen Po-2-Doppeldeckers weniger einzuwenden hätten? Also wenn es schon guten und schlechten Fluglärm gibt, wie ist es dann mit der „guten“ alten Tante Ju, der Ju-52, die häufig über Sanssouci zu sehen ist, und mit der die Legion Condor einst die spanische Stadt Guernica bombardierte?
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