Sport: Geschrumpfte Formation
Der UJKC Potsdam schickt in Braunschweig nur vier Judoka auf die Tatami
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„Nein, so etwas habe ich all den Jahren noch nicht erlebt“, sagt Axel Kirchner, und der ist schon einige Jahre dabei. Sieben Judoka wollte der Trainer des UJKC Potsdam am Wochenende bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDEM) in Braunschweig auf die Tatami schicken. Doch letztlich werden sich nur Titelverteidigerin Yvonne Bönisch – sie führt das Aufgebot des Deutschen Judo-Bundes an –, Claudia Ahrens, Elisa Schmidtke und Anja Stuwe der internationalen Konkurrenz stellen können.
Die Potsdamer Judo-Männer nämlich sind vom Verletzungspech geplagt: Alle drei ursprünglich nominierten Athleten können nicht nach Braunschweig reisen. Allen voran Titelträger Mario Schendel. Beim Bundesligakampf in Witten-Annen am vergangenen Samstag zog sich der 73-Kilo-Athlet einen Kreuz- und Innenbandriss zu (PNN berichteten). Der in der Bundesliga für Eberswalde startende Karl Schöneburg kugelte sich zudem die Schulter aus. Eine Operation wird vorerst jedoch nicht nötig sein. Als Dritter im Bunde zog René Schendel seine Teilnahme zurück. Einerseits ist er gleich von mehreren kleineren Verletzungen geplagt, auf der anderen Seite bereitete ihm das „Gewichtmachen“ Schwierigkeiten. Unbeschwert hätte der Potsdamer folglich nicht in die Kämpfe gehen können.
Somit werden es die Damen des UJKC in Braunschweig richten müssen, und die gehen nach Aussage ihres Trainers bestens vorbereitet an die Aufgaben. „Yvonne ist in sehr guter Form“, bestätigt Kirchner der dreifachen IDEM-Gewinnerin ein Formhoch. Wichtig seien in diesem Jahr in erster Linie die Weltmeisterschaften in Rio de Janeiro. „Natürlich will sie auch in Braunschweig wieder den Titel holen“, bestätigt der Coach. „Aber nicht um jeden Preis und immer im Hinblick auf die WM.“ Auf diese bereitete sich Bönisch sowohl im Trainingscamp in Castelldefells (Spanien) als auch in Cetniewo an der polnischen Ostseeküste vor.
Auch Claudia Ahrens bescheinigt Kirchner eine Leistungssteigerung. Das Abi hat die Potsdamerin inzwischen in der Tasche; sie kann somit befreiter in der Klasse bis 63 Kilogramm antreten. Wie bei ihren Mitstreiterinnen ist das richtige Los nicht unwichtig, und bei dem Rekordmeldeergebnis von 630 Startern aus 45 Nationen ist eine beachtliche Konkurrenz zu erwarten. Die Semesterpause sollte auch der Psychologie-Studentin Elisa Schmidtke zugute kommen. Die Potsdamerin tritt bei den IDEM in der Gewichtsklasse bis 70 kg an und stellte erst kürzlich in der Bundesliga ihr Können unter Beweis. Ebenso Anja Stuwe: Die 52 kg-Athletin, die an der Uni Potsdam Sportwissenschaften studiert, hat sich durch die Ferien ebenso Freiräume für das Training schaffen können.
Mario Schendel wird das Ganze mit ein bisschen Wehmut verfolgen, obwohl er die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hat. „Ich könnte auch ohne Innenband bei der WM antreten“, sagt er. „Allerdings muss ich bis dahin stark am Muskelaufbau arbeiten. Und das wird extrem hart.“ Der Frust ist inzwischen der Motivation gewichen. „Denn ändern“, so weiß er, „kann ich eh nichts.“
Henner Mallwitz
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