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Landeshauptstadt: Gespenst der toten Stadtmitte geht um

Stadtforum: Diskussion um die Bebauung im Umfeld des Landtages Museumsinsel und Wissenschaftskarree / Abrisse von „Nachkriegsarchitektur“

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Innenstadt - Vor einer „toten Mitte“ hat Oberbürgermeister Jann Jakobs auf dem gestrigen Stadtforum im Alten Rathaus gewarnt. „Schöne Architektur, die am Ende tot ist, nutzt uns nichts“, sagte er zum Auftakt der 32. Stadtforum-Sitzung, die das Thema hatte: „Der Alte Markt und sein Umfeld“ .

Der Fachbereich Stadterneuerung habe bisher zu wenig getan, um die Ausgestaltung und Nutzung der Bereiche um den Landtagsneubau zu konzipieren, kritisierte der Architekt Christian Wendland und gab den Ball gewissermaßen an die Jakobs-Verwaltung zurück. Statt dessen hätten zwei Professoren der Fachhochschule, Bernd Albers und Ludgar Brands, ihre Konzepte bereits bis in das Jahr 2020 ausgearbeitet. Brands und seine Mitautoren stellten dar, welche Nutzungen sie sich im Umfeld des Landtages vorstellen. Darunter sind ein oder zwei Hotels im Areal des ehemaligen Palastes Barberini, ein riesiges Wissenschaftskarree an der Friedrich-Ebert- Straße mit der darin einbezogenen Stadt- und Landesbibliothek sowie unterschiedliche Wohnbebauungen am Havelufer und direkt neben dem Knobelsdorff- Haus. Beim Potsdam-Museum wollen es die Professoren im Alten Rathaus nicht belassen, sondern dahinter einen Neubau errichten, der ebenfalls musealen Zwecken dient.

Von einer kleinen „Museumsinsel“ spricht Bernd Albers. Es gebe Privatsammler, die geeignete Orte für ihre Präsentationen suchten. Laut Albers und Brands müssten die Erdgeschosszonen der teilweise neuen Straßen wie Humboldt- und Schwertfergerstraße „geöffnet“ werden. Hinter der Nikolaikirche wollen sie einen neuen Staudenhof schaffen und vor dem Filmmuseum eine Tiefgarage unter der Grünfläche. Klar ist für die beiden Fachhochschullehrer, dass das Palais Barberini „zu hundert Prozent original“ wieder entstehen müsse. Die Kunsthistorikerin Saskia Hüneke hatte zuvor mittels Messbildern aus dem Jahre 1912 die Schönheit der alten Fassaden, die größtenteils nach italienischen Vorbildern entstanden, gezeigt und dabei auf den „besonderen Ort des Palais Barberini“, verwiesen.

Katharina Jantzen, Beauftragte für die Stadtmitte, verwies unter anderem auf den Bebauungsplan am Havelufer, wo Wohnungen und gewerbliche Nutzungen im Verhältnis 70:30 entstehen. Nach derzeitigen Plänen sollen diese Vorhaben „zeitgleich mit dem Neubau des Landtages“ Wirklichkeit werden.

Günter Schlusche, Organisator des Stadtforums. warnt vor Schnellschüssen. Nach seiner Meinung dürfte die Entwicklung es gesamten Areals zwischen Alter Fahrt und Straße am Kanal mindestens noch zwanzig Jahre dauern.

Die offiziellen Pläne für die Neugestaltung der Potsdamer Mitte blieben auf dem Stadtforum im voll besetzten Saal des Alten Rathauses nicht unwidersprochen. So gab es Kritik an den Abrissplänen für das Fachhochschulgebäude. Statt dessen solle lieber eine „vernünftige Sanierung“ stattfinden. Diese Gebäude hätten einen beträchtlichen Wert, die Rede war von 70 Millionen Euro. Für die Beseitigung des „Staudenhofensembles“ seien „ideologische Gründe“ maßgeblich. Wendland, der zwar am Fachhochschulgebäude nichts Erhaltenswertes findet, sprach sich trotzdem dafür aus, Teile der DDR-Architektur in neue Bauvorhaben zu integrieren.

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