Landeshauptstadt: Gespräche am Grill
Hunderte Helfer in Bornim und Eiche im Einsatz
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Bornim/Eiche - Schon vor neun Uhr auf den Beinen waren am Sonnabendfrüh gut ein halbes Hundert Bornimer, um dem Ort ein gepflegtes Aussehen zu geben. Spontan entsorgte Abfälle gibt es noch reichlich, schätzt Herbert Zschuppe ein. Als Einsatzleiter dirigiert er am Feuerwehrdepot die Helfer zu den Containern, die von der Stadt kostenfrei zur Verfügung gestellt worden waren. Den Ort und die Straßen aus eigener Kraft sauber zu halten, hat in Bornim eine lange dörfliche Tradition, erklärt Klaus Riek. Der Vorsitzende des 30-köpfigen Bürgervereins setzt sich erfolgreich dafür ein, dass dies so bleibt. So haben die Bornimer die Straßenreinigung in die eigenen Hände genommen, sind damit nicht auf teure und manchmal unzureichende Fremdleistungen angewiesen. Zum Zusammenhalt der Bewohner trägt auch das von der AWO betriebene Bürgerhaus mit Turnhalle bei, „einziger Treffpunkt, wo sie ins Gespräch kommen, denn den Konsum, einen Fleischer oder Bäcker gibt es ja nicht mehr“.
Als die letzten Fuhren in die Container gekippt sind, wird für die Helfer ein inzwischen angeworfener Grillstand zu einem solchen Treffpunkt. Gesprächsthemen gibt es genug. So wehren sich Bornimer Hauseigentümer gegen zu hohe Gebühren für die Erneuerung der Trinkwasserleitungen. „Dass wir zahlen müssen, ist unbestritten“, räumt Riek ein. „Aber muss die Forderung doppelt so hoch sein wie in umliegenden Dörfern?" Themen sind außerdem die geschlossene Grundschule und das denkmalwerte ehemalige Amtshaus, beide in städtischem Besitz. Dass die Stadt die Gebäude verfallen lässt, könne nicht hingenommen werden, ist die einhellige Meinung.
Während die Bornimer den Einsatz am Grill ausklingen ließen, waren Eiches Bewohner noch zugange. Dort hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs um 10 Uhr den Frühjahrsputz eröffnet. Ohne viele Worte ließ er sich Arbeitshandschuhe und einen blauen Abfallsack geben, bestieg mit Ortsbürgemeister Andreas Klemund den hinter der Grundschule ansteigenden Hügel und begann mit dem Müllsammeln. Ihm taten es die Kinder des Eicher Jugendverbundheimes der Volksolidarität gleich. Der Ortsbeirat säuberte den Platz im Ortszentrum, die unter Wehrleiter Mario Küster angetretene freiwillige Feuerwehr war im Umfeld des großen Spielplatzes am Alten Rad im Einsatz.
Auf dem Schulgelände zählten der Födervereinsvorsitzende Dirk Schanzenbach und Renate Froese-Genz zu den Helfern. Die Landschaftsarchitektin hat entscheidenden Anteil an der Ausstattung des Außenbereichs mit einem Biotop und den Sitzterrassen eines zum Hang ansteigenden Atriums. Nun sorgt sie auch mit für deren Pflege. Im Biotop werden Beete angelegt, die Weidenzäume und -pavillons ausgebessert. Quer über die Straße ist die Kirchengemeinde, darunter der Stadtverordnete Eberhard Kapuste, beim Frühjahrsputz. Unter Anleitung von Rosmarie Kadler vom Gemeinekirchenrat wird die berühmte, 1771 durch Unger erbaute friderizianische Dorfkirche innen auf Hochglanz gebracht. Im Außengelände befreite eine Männerschar die Grabdenkmale für Hofgärtner Eckstein (1796) und für die im Kindesalter gestorbenen Schwestern Friedericke und Wilhelmine Ritz (1794) von den schützenden Winterhüllen.
Als sich der Mittag nähert, hat Monika Zierath, die am Alten Rad eine Fleischerei betreibt, längst die großen Töpfe aufgesetzt. Für alle Helfer gibt es Kartoffelsuppe mit Würstchen. E. Hohenstein
E. Hohenstein
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