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Landeshauptstadt: Gespräche im Minutentakt

Wirtschaftsförderer Frerichs ist zufrieden mit der Expo Real und plant einen Cebit-Auftritt

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München/Potsdam - Potsdams Teilnahme an der Immobilienmesse Expo Real in München hat sich gelohnt. So lautet zumindest das Resümee von Stefan Frerichs, dem Leiter der Potsdamer Wirtschaftsförderung am gestrigen letzten Messetag. Besonders Großinvestoren hätten Interesse an den Immobilien der brandenburgischen Landeshauptstadt gezeigt, sagte Frerichs. Das neunköpfige Potsdam-Team sei im Minutentakt von Interessenten angesprochen worden. „Und an jedem Tag haben wir ungefähr zehn konkrete, längere Gespräche geführt“, sagte Frerichs.

„Der Run auf Potsdam ist ungebrochen“, so der Wirtschaftsförderer. Allerdings gelte das Interesse vor allem dem Wohnungsbau. „Wir wollen aber trotzdem nicht alle Flächen nach dem Motto: ,Schöner Wohnen vor der Toren Berlins’ anbieten“, erklärte Frerichs. Denn die Stadt müsse sich auch als Wirtschaftsstandort etablieren: Mehr Unternehmen bedeuteten mehr Gewerbesteuer für die Stadtkasse. Aber gerade für die Gewerbeimmobilien sei es viel schwieriger, Käufer zu finden. „Da glauben die Investoren noch nicht so recht an die Entwicklung der Region“, sagte Frerichs. Das zu ändern war eine der Aufgaben seines Messeteams.

Eines der Argumente lieferte Frerichs auch gleich: „Beispielsweise das Technologie- und Gründerzentrum in der Pappelallee ist zu mehr als 90 Prozent vermietet. Das sind lauter Jungunternehmer, die müssen bald raus.“ Zum einen, weil ihre subventionierten Gründer-Mietverträge enden, zum anderen weil einige der Firmen so sehr gewachsen seien, dass sie nun mehr Raum benötigten. Der Bedarf für Büros sei also da, sagte Frerichs und warnte gleichzeitig: „Wenn die ehemaligen Gründer dann in Potsdam nichts finden, wandern sie nach Berlin ab.“

Und tatsächlich kann das Potsdamer Messeteam Erfolge vorweisen. Gleich mit mehreren potenziellen Projektentwicklern habe man etwa über die Gewerbegebiete in Golm und in der Medienstadt recht konkret verhandelt. In Golm wünscht sich die Landeshauptstadt Büro- und Laborgebäude, in der Babelsberger Medienstadt Büros und Ateliers auf insgesamt 6,5 Hekar Fläche.

Das Problem: Solche Bauvorhaben seien schwer zu finanzieren, wenn nicht schon vor Baustart mindestens 60 Prozent der Räumlichkeiten vermietet seien, erklärte Frerichs. „Aber welcher Unternehmer sagt schon: Super, in zwei, drei Jahren miete ich ein Büro bei euch?“ Zumal in Potsdam vor allem kleine Firmen mit weniger als zehn Mitarbeitern sitzen. „Nun diskutieren wir mit Potsdamer und externen Projektentwicklern über Modelle, wie es trotzdem gehen könnte.“

Solche Verhandlungen würden sich teilweise über Jahre hinziehen. Einige führten zu nichts, andere endeten in Kaufverträgen. Manchmal hat die Stadt Potsdam dabei auf der Münchner Messe nur den Erstkontakt vermittelt, manchmal geht sie sogar in Vorleistung und treibt die Projekte bis zur Planungsreife voran – wie in Golm und Babelsberg, für die laut Frerichs bereits die Baupläne existieren.

Potsdam präsentierte sich auf der Expo Real gemeinsam mit dem Land und Berlin als Hauptstadtregion. Ein zentral gelegener Stand, dank des auffallenden rot-weißen Regionslogos leicht zu finden. Am Empfang standen für die Besucher Swarovski-Bleistifte mit Potsdam-Logo bereit, zudem der Immobilienkatalog der Stadt und Flyer mit „zehn Gründen, die dafür sprechen, in Potsdam zu investieren“.

Noch am letzten Messetag drängten sich Anzug tragende Menschen zwischen eleganten Bambustischen und Barhockern aus hellem Leder, betrachteten an Bildschirmen die Stadtkarte Potsdams oder ließen sich von Frerichs und seinen Mitarbeitern Computergrafiken verschiedener Projekte erklären. Wie viele Besucher der Berlin-Brandenburg-Stand insgesamt hatte, konnte Frerichs aber nicht sagen. Etwa zwei Millionen Euro habe er gekostet, einen fünfstelligen Betrag habe die Stadt Potsdam dazu beigetragen, erklärte er. Hinzu kommen die Hotelkosten für das Team, zu dem bis Dienstagabend auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gehörte, der seine Stadt unter anderem in einem Vortrag präsentierte.

„Das ist schon ein Haufen Geld“, räumte Frerichs ein. Aber dass sich Potsdam auf der Messe zeige, sei eben wichtig und eine Pflicht. „Der Schaden, wenn wir es nicht täten, wäre größer als die Kosten“, erklärt er. Nicht gelohnt habe sich dagegen der regelmäßige Auftritt des Oberbürgermeisters auf der Immobilienmesse in Cannes, erklärte Frerichs. Messen auf internationalem Boden spare sich die Stadt künftig. Dagegen prüfe sie derzeit, ob sie nicht nächstes Jahr gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) einen Stand auf der Computermesse Cebit in Hannover eröffnen wird. Auf dem sollen sich dann Potsdams Internetfirmen vorstellen dürfen.

Auf der Expo Real 2012 stellten insgesamt mehr als 1700 Unternehmen aus 31 Ländern aus. Sie gilt als größte Immobilienmesse Deutschlands.

Juliane von Wedemeyer

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