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Aus dem GERICHTSSAAL: Geständnis geplatzt

Mordverdächtiger stand unter Beruhigungspillen

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Aus dem GERICHTSSAALMordverdächtiger stand unter Beruhigungspillen „Wollen Sie uns heute zur Person und zur Sache Auskunft geben?“, fragte Kammervorsitzender Dr. Klaus Prybilla am gestrigen Vormittag. Detlef W.(48) – des Mordes an der 71-jährigen Helga B. verdächtigt – nickte. Dann erklärte er, seit dem vergangenen Abend sechs Beruhigungspillen der Marke Faustan geschluckt zu haben, vier davon kurz vor Verhandlungsbeginn. Zwei habe er in der Haftanstalt legal bekommen, sich die anderen schwarz besorgt. „Ich brauche das Zeug. Sonst schnattere ich wie ein Entenarsch.“ Sprach“s und begann von seiner traurigen Kindheit in Heimen und bei Pflegeeltern zu erzählen, von seiner psychisch kranken Mutter und dem Vater, den er nie kennen lernte. So richtig gut habe es ihm im Lehrlingswohnheim gefallen. „Da musste ich mich zwar auch durchboxen, aber es gab die Jungs. Ich bin nämlich schwul“, fügte er hinzu. „Im Jugendwerkhof war es auch nicht schlecht. Da war ich unter meinesgleichen. Knast war für mich eigentlich immer so etwas wie Heimersatz.“ Der psychiatrische Gutachter schaltete sich ein, meldete Bedenken ob der Verhandlungsfähigkeit des Angeklagten an. „Ich kann mich sehr gut einschätzen. Ich bekomme seit Jahren leichte Beruhigungsmittel. Die paar Faustan hauen mich nicht um“, parierte Detlef W. Der Prozess wurde kurz unterbrochen. Als die Öffentlichkeit wieder zugelassen wurde, tat der Vorsitzende kund, ein Angeklagter müsse fähig sein, der Verhandlung uneingeschränkt folgen und sich ausreichend verteidigen zu können. „Ich habe Sorge, dass wir Sie hier in einer Stunde schlafend antreffen. Mein Vorschlag: Wir treffen uns morgen früh wieder. Und Sie versprechen uns, inzwischen keinerlei Mittel zu schlucken. Wir wollen Sie nicht so erleben, wie Sie sein möchten, sondern wie Sie wirklich sind.“ Um ganz sicher zu gehen, werde der Arzt der JVA Brandenburg angewiesen, dem Untersuchungshäftling keinerlei Medikamente zu verabreichen. Hofgang für den gestrigen Tag sollte ausdrücklich untersagt werden. Bleibt zu hoffen, dass Detlef W. heute das angekündigte Geständnis ablegt. Bereits zu Prozessbeginn hatte ihn der mitangeklagte Raphael F. (20) schwer belastet. Er berichtete, W. habe die Rentnerin gefesselt, ihr eine Farbbüchse über den Kopf geschlagen und ein Kissen aufs Gesicht gedrückt. Als sie die Wohnung am Abend des 2. März verließen, habe sich die Frau nicht mehr bewegt. Hoga

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