ATLAS: Geste erster Güte
ATLAS Guido Berg über die Aufhebung eines Todesurteils des Landgerichts von 1942 Der Akt der Urteilsaufhebung hat etwas Überfälliges wie Überflüssiges: Überfällig, weil das Todesurteil des Potsdamer Landgerichtes gegen Bronislawa Czubakowska demnach 63 Jahre lang juristisch Bestand hatte. Mit anderen Worten: Wenn das Fallbeil-Urteil jetzt aufgehoben ist, dann war es das in all den Jahren nach 1945 nicht, nicht 1965 und auch nicht 1995.
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ATLAS Guido Berg über die Aufhebung eines Todesurteils des Landgerichts von 1942 Der Akt der Urteilsaufhebung hat etwas Überfälliges wie Überflüssiges: Überfällig, weil das Todesurteil des Potsdamer Landgerichtes gegen Bronislawa Czubakowska demnach 63 Jahre lang juristisch Bestand hatte. Mit anderen Worten: Wenn das Fallbeil-Urteil jetzt aufgehoben ist, dann war es das in all den Jahren nach 1945 nicht, nicht 1965 und auch nicht 1995. Es galt. Und überflüssig, weil der Erlass des Generalstaatsanwalts, selbst mit den Hinweis „für die Akten“ versehen, nichts, aber auch gar nichts bedeutet für die Lebenden und erst recht nicht für die Tote. Das Urteil war schreiendes Unrecht, darüber war nicht mehr zu befinden. Die dürftigen Zeilen Erardo Rautenbergs – „Es wird festgestellt, dass das Todesurteil () aufgehoben ist“ sind der Ausdruck dessen. Es fällt schwer zu glauben, dass Hinterbliebene aus der Aufhebung des Todesurteils sehr viel Genugtuung ziehen werden. Zu offenbar war die Tyrannei, zu fern jeder Hauch von Recht, zu spät deren heutige Anwendung. Versönungspotential geht dagegen vom Akt der symbolischen Überführung der sterblichen Überreste nach Polen aus. Die Polen sehen dies als Geste erster Güte an. Nach der allzu späten juristischen Aufarbeitung sollten die Chancen, die uns bleiben, nicht vergeben werden.
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