Landeshauptstadt: Gesundheit statt Schuhe
An der Ecke Brandenburger/Dortustraße entsteht ein Ärztehaus
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An der Ecke Brandenburger/Dortustraße entsteht ein Ärztehaus Innenstadt - Das Schuhgeschäft an der „grünen“ Ecke Brandenburger/Dortustraße ist ausgezogen. Im Innern rumort es aber schon wieder. Die Entfernung von Ein- und Anbauten, die das Haus in der großen Sanierungswelle der 1970er Jahre bekam und die nicht den aktuellen Denkmalschutzbestimmungen entsprechen, hat begonnen. Der neue Verwendungszweck steht schon fest, statt der Schuhe wird eine Apotheke in die unteren Räume einziehen, in der oberen Etage wird es Arztpraxen geben. Sicher ist auch, dass die seltsamen nach außen gezogenen Schaufensterkästen verschwinden müssen und dass der bei verschiedenen Sanierungen abgeschlagene Außenputz wieder erneuert wird. Wie Denkmalpfleger Roland Zurkuhlen gegenüber den PNN erklärte, gibt es eine alte Bauakte aus dem 19. Jahrhundert, die den damaligen Zustand genau auflistet. Das Haus stammt aus der Mitte des genannten Jahrhunderts und soll wieder annähernd den Originalzustand erhalten. So wird der Eingang zur Apotheke an die Ecke des Hauses verlagert. Welche Farbe es bekommt, ist jedoch noch nicht festgelegt. „Zurzeit laufen Befunduntersuchungen“, sagte Zurkuhlen. „Die werden abgewartet und dann über die Farbgebung entschieden.“ Da das Haus überwiegend gewerblich genutzt wurde, hat es im Laufe der Zeit einige Überformungen erfahren mit verglastem Fotoatelier unterm Dach und Exquisit Schuhgeschäft über zwei Etagen zu DDR-Zeiten. Beim Schuhverkauf durch die Firma Wenzel war es bis vor kurzem geblieben. Für das Ärztehaus muss nun das alte Treppenhaus, das noch vorhanden ist, dessen Eingang in der Dortustraße aber zugemauert wurde, reaktiviert werden. Die Gesamtsanierung soll 2006 abgeschlossen sein. Ein Treppenhaus muss auch noch an einer anderen Ecke der Brandenburger Straße wiederhergestellt werden, nämlich in der Jägerstraße 14, wo es jugendliche Mode gibt. Auch hier ist derzeit die obere Etage nur über den Laden erreichbar und wird deshalb als Lager genutzt. Wer noch höher hinaus will, musste nachbarschaftlich Treppen in der Nummer 15 nutzen. Das will nun weder der Nachbar, noch die Feuerwehr (Brandschutz) länger dulden. Der Bauantrag zur denkmalgerechten Bausanierung liegt inzwischen vor. Die Arbeiten sollen bei geöffnetem Geschäft durchgeführt werden. Das Haus an der Ecke Brandenburger/Dortustraße gehört der Lucia-Loeser-Stiftung. Sie wurde von Lucia Sommerguth, Tochter des jüdischen Fabrikanten Bernhard Loeser gegründet, der wiederum Stammvater des Tabakwarenkonzerns Loeser & Wolf war. Das 1865 gegründete Unternehmen wuchs schnell. Als Loeser 1901 starb, gehörten Loeser & Wolf bereits 66 Läden in ganz Berlin. Die Lucia-Loeser-Stiftung wurde 1930 ins Leben gerufen, hatte ein Stiftungsvermögen von 250000 Reichsmark und diente der Unterstützung bedürftiger Angestellter und Arbeiter der Firma. Im Dritten Reich wurde die Familie von den Nazis enteignet, konnte aber wenigstens einen Teil des Stiftungsvermögens retten. 1986 wurde der Verwendungszweck umgewidmet und dient fortan der Unterstützung bedürftiger deutsch- jüdischer künstlerisch und geistig besonders begabter junger Menschen. Unterstützt werden auch bejahrte und bedürftige in Berlin wohnende jüdische Musiklehrerinnen. dif
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