Landeshauptstadt: Geteiltes Echo auf Ersatzverkehr Kritik an S-Bahn-Baustelle am Griebnitzsee
Babelsberg - Aus der Bahn raus, die steile Treppe hinunter und rein in den Ersatzbus. Wer mit der S-Bahn von Potsdam nach Berlin fahren möchte, muss seit dem gestrigen Montag zwischen den Stationen Wannsee und Griebnitzsee in den Schienenersatzverkehr umsteigen.
Stand:
Babelsberg - Aus der Bahn raus, die steile Treppe hinunter und rein in den Ersatzbus. Wer mit der S-Bahn von Potsdam nach Berlin fahren möchte, muss seit dem gestrigen Montag zwischen den Stationen Wannsee und Griebnitzsee in den Schienenersatzverkehr umsteigen.
Davon betroffen war gestern unter anderem Marlen Neuhaus. „Für diese erneuten Bauarbeiten habe ich kein Verständnis“, meint sie. Schließlich sei es im S-Bahnverkehr schon viel zu häufig zu Störungen gekommen. Neben der verlorenen Zeit stört sie vor allem die mangelnde Barrierefreiheit. „In Griebnitzsee gibt es dort, wo die Busse halten, leider keinen Fahrstuhl. Wenn man wie ich einen Kinderwagen dabei hat, ist man ständig auf die Hilfe anderer Leute angewiesen.“ Früher sei sie sehr oft gependelt, sagt Neuhaus. Heute fahre sie die Strecke nach Wannsee nur noch, um Freunde zu besuchen.
Bis zum 12. September ist der S-Bahn-Abschnitt voraussichtlich noch gesperrt. Als Ersatz fahren Busse im Zehn-Minuten-Takt, deren Fahrzeit dann weitere zehn Minuten beträgt. Außerdem kann auf Regionalzüge ausgewichen werden. Um die Mittagszeit herum sind die Ersatzbusse leer, die Fahrgäste kann man oft an einer Hand abzählen. Erst im Berufsverkehr füllen sich auch hier die Sitzbänke. Viele Fahrgäste wählen scheinbar lieber die fahrenden Regionalzüge, die in Griebnitzsee jedoch nur in Fahrtrichtung Berlin halten.
Nicht alle Fahrgäste sehen die Streckenunterbrechung aber so kritisch wie Marlen Neuhaus. Eine Gruppe Studenten, die nicht namentlich genannt werden wollen, sind mit dem eingerichteten Schienenersatzverkehr zufrieden. Ein Zeitproblem bestehe nicht, man müsse sich halt auf die etwas längeren Fahrzeiten einstellen. Die fehlenden Aufzüge am Bahnhof sind allerdings sogar ihnen aufgefallen. „Ja, das ist für die Rentner schon schlecht gemacht“, sagt einer der Studenten.
Überhaupt sind am Bahnsteig nur wenige rennende Menschen zu sehen, der Zeitdruck scheint ihnen egal zu sein. Manche Fahrgäste zeigten sich überfordert, sie seien nicht über die Bauarbeiten informiert gewesen. Andere machen sich, statt sich zu ärgern, einfach über die erneuten Zugausfälle lustig. Schließlich war über die gesamten Sommerferien bereits die Berliner Stadtbahn abschnittsweise gesperrt, das Teilstück zwischen Friedrichstraße und Ostbahnhof wurde erst gestern wieder freigegeben.
Das für die derzeitigen Gleisbauarbeiten gleich der gesamte S-Bahn-Verkehr zwischen Griebnitzsee und Wannsee eingestellt werden muss, liegt daran, dass die Strecke eingleisig ist. Nach dem Ende der Bauarbeiten sollen nicht wie bisher die Bahnen der Linie 1 aus Oranienburg nach Potsdam fahren. Nach einer Fahrgastbefragung wurde entschieden, wieder die Linie 7 von der Stadtbahn aus durchfahren zu lassen. Kai Gies
Kai Gies
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: