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Schuss und Schluss: Auch TV-Krimis wie der Tatort vom vergangenen Sonntag, können nach Ansicht der Forscher beim Zuschauer zu einer Übertragung ins reale Leben führen. Man denkt dann, dass es im realen Leben gewalttätiger zugeht, als es tatsächlich der Fall ist. Das wiederum könne Aggressionen auslösen.

© rbb/ORF/Toni Muhr

Filme und Computerspiele: „Gewalt im Fernsehen macht aggressiv“

Man lernt irgendwann, dass Gewalt sich auszahlt, sagt die Sozialpsychologin Barbara Krahé. Im PNN-Interview spricht sie über die Folgen von Gewalt in Medien, riskante Krimis und Präventionsarbeit.

Stand:

Frau Krahé, macht Gewalt in den Medien aggressiv?

Wir haben in einer Längsschnittstudie mit Schülern der 7. und 8. Klasse ermittelt, dass ein intensiverer Gewaltmedienkonsum – etwa durch Computerspiele oder Filme – mit häufigerem aggressiven Verhalten einhergeht.

Barbara Krahéist seit dem Jahr 1993 Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Potsdam. Eine Expertenkommission, die 2012 von der International Society für Research on Aggression (ISRA) eingesetzt worden war, hat unter Federführung von Barbara Krahé eine Expertise zum aktuellen Stand der Forschung über den Zusammenhang vonMediengewalt und Aggression erarbeitet. Die deutsche Fassung der Expertise wurde am Mittwoch an der Universität Potsdam vorgestellt. Die Erkenntnisse der Expertise werfen auch die Frage nach wirksamen Präventionsmaßnahmen auf, um der aggressionsfördernden Wirkung des Konsums von Mediengewalt entgegenzuwirken. Potsdamer Arbeitsgruppe um Barbara Krahé entwickelte und erprobte darüber hinaus als Präventionsmaßnahme ein Interventionsprogramm für Jugendliche, das einer wissenschaftlichen Evaluation unterzogen wurde. Im März 2013 ist unter dem Titel „Mediengewalt als pädagogische Herausforderung: Ein Programm zur Förderung der Medienkompetenz im Jugendalter“ im Hogrefe-Verlag dazu ein Buch erschienen.

Welche Reaktionen auf die Gewaltdarstellungen sind festzustellen?

Kurzfristig zeigt sich beispielsweise, dass die Geschwindigkeit, mit der man auf aggressive Gedankeninhalte zugreifen kann, durch den Konsum von Gewaltmedien deutlich steigt. Mediengewalt aktiviert mit Aggression assoziierte neuronale Knotenpunkte. Wenn dann noch ein weiterer Auslöser hinzukommt, etwa eine Provokation, kann es zu aggressivem Verhalten kommen. Wichtig ist, dass aggressives Verhalten zumeist nicht auf eine einzige Ursache zurückzuführen ist. Der Konsum von Mediengewalt ruft also nicht alleine Aggression hervor, sondern in Zusammenwirkung mit anderen Risikofaktoren.

Und langfristig?

Vor allem geht es langfristig um Lernprozesse, die durch Medienkonsum ausgelöst werden. Man lernt zum Beispiel, dass Aggression belohnt wird, etwa wenn man in einem Computerspiel ein Level weiterkommt. Man lernt sogar ganze Verhaltensdrehbücher. Etwa, dass man zuschlägt, wenn jemand eine dumme Bemerkung macht. Und man kommt zu der Überzeugung, dass dieses Verhalten auch richtig ist. Es verändert sich zudem die Bewertung, man findet Gewalt nicht mehr so schlimm.

Das Gespräch führte Jan Kixmüller

Lesen Sie das ganze Interview in der FREITAGAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

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