zum Hauptinhalt

Sport: Gewankt, gebangt, gewonnen

Turbine Potsdam bezwang gestern den VfL Wolfsburg mit 3:2

Stand:

Letztlich überwog die Freude über den 3:2-Heimsieg – vorher aber hätte sich Trainer Bernd Schröder gestern oft die Haare raufen können. Immer wieder versuchte er, lautstark von der Seitenlinie aus das Spiel Turbine Potsdams gegen den VfL Wolfsburg zu dirigieren. Er war zuerst erfreut über eine gute Vorstellung seiner Bundesliga-Kickerinnen, dann entsetzt über zwei Gegentreffer („Gegentore kurz vor und nach der Pause sind oft tödlich.“), schließlich erleichtert über die drei Punkte, die Turbines dritten Platz in der Meisterschaft festigten. „Am Ende haben wir verdient gewonnen“, meinte er.

Die Potsdamerinnen waren in Halbzeit eins die deutlich bessere Mannschaft, obwohl ihnen mit Essi Sainio und Leni Larsen Kaurin zwei wichtige Stammspielerinnen fehlten. Kaurin hatte mit Norwegens Nationalelf am Samstag daheim in Kristiansand ein EM-Qualifikationsspiel gegen Israel mit 7:0 (3:0) gewonnen, die Finnin Sainio saß mit einem Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel unter den 915 Zuschauern auf der Tribüne. Die konnten schon früh jubeln, als Babett Peter nach einem Eckball Isabel Kerschowskis von rechts aus Nahdistanz zum 1:0 einköpfte (6.). Turbine agierte schnell, kombinationssicher, selbstbewusst. „Da haben wir sehr guten Fußball gespielt“, meinte später auch Schröder. Einziges Manko war die Chancenverwertung. Anja Mittag hatte zwei Großchancen (26., 45.), Peter traf zweimal das leere Tor nicht (10., 45.), Jennifer Zietz scheiterte an der Strafraumgrenze an VfL-Torfrau Anne Rissling (28.). Zum Glück behielt Franziska Hagemann in ihrem zweiten Punktspiel dieser Saison die Nerven, als sie nach einer Vorlage Aferdita Kamerajs das Leder über Rissling zum 2:0 in die Maschen hob (32.). „Ich stand völlig frei und habe nicht lange nachgedacht“, sagte sie später über ihr erstes Bundesliga-Tor.

Potsdam schien das Spiel im Griff zu haben, doch als schon alle mit dem Pausenpfiff rechneten, gelang Wolfsburg wie aus dem Nichts der Anschlusstreffer, als Shelley Thompson völlig unbedrängt flach ins rechte Toreck spitzelte (45.+1). „Da waren wir zu unkonzentriert. Wir liefen alle dem Ball hinterher und haben die Gegenspielerin in unserem Rücken vergessen“, sagte später Mannschaftskapitän Jennifer Zietz. Als gleich nach Wiederanpfiff der Partie – trotz einer Kabinen-Standpauke Schröders – der Ex-Potsdamerin Britta Carlson mit einer Bogenlampe von der rechten Strafraumlinie in den linken Torwinkel das 2:2 gelang (46.), musste man um Potsdam bangen. Turbine wankte, fiel aber nicht, sondern rappelte sich wieder auf. Jessica Wich, bis dahin wegen Leistenproblemen auf der Bank, sorgte nach ihrer Einwechslung vorn für frischen Wind, und Bianca Schmidt traf zur erneuten Führung, als sie nach einem Zietz-Zuspiel links auf und davon zog und flach einnetzte (67.). „Das Tor war eine Erlösung“, gestand Schmidt hinterher. Wolfsburg blieb aber bis zum Schluss gefährlich und war durch Thompson (73.) und Anna Blässe (89.) den erneuten Ausgleich nah.

„Ein 3:3 war drin, aber Turbine ist uns noch einen Tick voraus gewesen“, meinte nach dem Abpfiff VfL-Kapitän Carlson. „Zum Schluss ist es ärgerlich, dass wir nicht einen Punkt mitgenommen haben“, sagte ihr Trainer Bernd Huneke. Bernd Schröder erklärte: „Wir waren schneller als Wolfsburg, vor dem Tor aber nicht kreativ genug.“ Und Jennifer Zietz bilanzierte: „Selbst um den dritten Tabellenplatz muss gekämpft werden.“

Kurz nach dem Spiel flogen Zietz und Anja Mittag nach Köln. Von dort ging es weiter nach Aachen zur Nationalmannschaft, mit der die beiden Potsdamerinnen am Mittwoch in Eupen das nächste EM-Qualifikationsspiel gegen Gastgeber Belgien bestreiten.

Turbine Potsdam: Schumann; Marxkord, Brosius, Kameraj, Schiewe; Peter, Zietz, Hagemann (60. Wich); I. Kerschowski, Schmidt, Mittag.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })