Landeshauptstadt: Gewoba will neue Wohnviertel bauen
Unternehmen will 800 Wohnungen verkaufen und neue auf ehemaligem Straßenbahndepot errichten
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Die Stadt Potsdam will fünf Prozent ihrer Plattenbauten an einen privaten Investor verkaufen. Ausgeschrieben seien 796 Wohnungen in unsanierten Plattenbauten in Drewitz und Am Stern, darunter der so genannte D-Zug an der Neuendorfer Straße. Das sagte gestern Gewoba-Geschäftsführer Jörg-Michael Westphal. Die Erlöse sollen teilweise für etwa 1000 neue Wohnungen im Bornstedter Feld und auf dem Gelände des früheren Straßenbahndepots an der Heinrich- Mann-Allee ausgegeben werden. Dadurch könne ein neues Wohnviertel mit Lückenschluss zwischen Hauptbahnhof und Heinrich-Mann-Allee entstehen.
Die Gewoba als größter Vermieter der Stadt mit mehr als 17 500 Wohnungen würde dadurch jede zehnte Wohnung mit einem Mietpreis von bis zu 4,60 Euro kalt pro Quadratmeter verkaufen, so Westphal. Etwa 1500 Mieter seien schätzungsweise davon betroffen und könnten mit Sanierung, aber auch mit Mietpreiserhöhungen rechnen. Die preiswerten unsanierten Wohnungen der Stadt würden jedoch ohnehin in naher Zukunft weniger werden. Denn die Alternative zum Verkauf der Plattenbauten wäre die Sanierung auf eigene Kosten. Die Gewoba habe jedoch bereits einen Kreditberg von mehr als 500 Millionen Euro angehäuft und sei Ende der 1990er Jahre bei einigen Banken nicht mehr kreditwürdig gewesen. Dieses Tal sei durchschritten, sagte Westphal. Umstrukturierungen im Unternehmen hätten die wirtschaftliche Gesamtlage der Wohnungsbaugesellschaft verbessert und „das Vertrauen der Banken zurück gewinnen können“.
Jetzt könnten allerdings die ständigen Betriebskostenerhöhungen für eine neue angespannte Lage des Unternehmens sorgen. Geplante Mieterhöhungen würden teilweise nicht so umgesetzt wie benötigt, sagte Westphal. Dies schmälere den geplanten Erlös. Zudem habe das Unternehmen in der Vergangenheit Rückstellungen für 1000 im Auftrag der Stadt verwalteten Wohnungen schaffen müssen, die mit Rückübertragungsansprüchen von Alteigentümern belastet sind. Die Verfahren würden sich vor Gericht befinden, die daraus möglicherweise für die Gewoba entstehenden Kosten würden ebenfalls Risiken bergen, so Westphal.
Er sieht einen Verkauf der Gesellschaft wie in Dresden aber als nicht nötig für die Stadt an, da die Neustrukturierung im Unternehmensverbund „Pro Potsdam“ der Stadt als Gesellschafter ab dem Jahr 2009 Einnahmen bescheren soll. Der Verkauf der Gewoba stand bereits 1999 zur Debatte, damals entschied man sich in Potsdam für eine städtische Gesellschaft mit 16 000 Wohnungen.
Dennoch bedarf es laut Westphal neuer Investitionen. 1000 neue Wohnungen will die Gesellschaft in den nächsten Jahren fertig stellen. Zum einen, um den erwarteten Neu-Potsdamern Wohnraum zu bieten, so Westphal. Andererseits um ein neues Marktsegment für die Gewoba zu erschließen. Denn hochwertiger Wohnraum zum Preis von acht Euro pro Quadratmeter kalt und mehr – wie jetzt geplant – würde von der Gewoba derzeit nicht angeboten. 16 500 Gewoba-Wohnungen werden mit Preisen bis sechs Euro pro Quadratmeter kalt vermietet, Geschäftsführer Westphal sieht daher das neue, teurere Angebot auch als zusätzliche Einnahmequelle.
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