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Landeshauptstadt: Gewoba wird Konzernmutter

Wohnungsbaugesellschaft soll Sanierungs- und Entwicklungsträger kaufen, Müller-Zinsius vorerst Chef, eine Million Euro jährliche Einsparung erhofft

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Wohnungsbaugesellschaft soll Sanierungs- und Entwicklungsträger kaufen, Müller-Zinsius vorerst Chef, eine Million Euro jährliche Einsparung erhofft Die Gewoba soll den Entwicklungsträger Bornstedter Feld sowie den Sanierungsträger übernehmen und künftig unter anderem Namen als Dachgesellschaft der neuen Bauholding arbeiten. Der geplante städtische Konzern mit dem Arbeitstitel Bau- und Wohnungsservice soll bis zur Berufung des Aufsichtsrates und dessen Entscheidung über die Geschäftsführung von Horst Müller-Zinsius gemanagt werden. Der Geschäftsführer von Entwicklungsträger und Gewoba leitet dann die Gesellschaft mit einer jährlichen Bilanzsumme von knapp einer Milliarde Euro. Die Beschlussvorlage zur Gründung einer solchen Dachgesellschaft zum 1. Januar 2006 wird heute von der Verwaltung in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Bis spätestens November hofft der Beigeordnete für zentrale Steuerung und Finanzen, Burkhard Exner, auf ein positives Votum der einzelnen Fraktionen. Durch den Verkauf der Anteile von Sanierungs- und Entwicklungsträger rechnet er in der Bilanz mit Einnahmen von mehr als 100 000 Euro. Mit der neuen Gesellschaft wird unter anderem der in einem Gutachten mit einem „hohen Entwicklungsrisiko“ bei der Finanz- und Ertragslage eingestufte Sanierungsträger aufgefangen. Dessen Geschäftsführer Erich Jesse sagte gestern, „der Sanierungsträger allein ist künftig nur schwer am Leben zu erhalten“. Nun sollen Synergien der Unternehmen Entwicklungsträger, Sanierungsträger und Gewoba unter einem Dach zu Einsparungen von jährlich bis zu einer Million Euro führen. Zudem soll künftig Konkurrenz bei der Werbung um potenzielle Investoren zwischen den beteiligten städtischen Gesellschaften ausgeschlossen werden. Exner betonte, dass die einzelnen Unternehmen samt ihrer Gremien erhalten bleiben. Es werde lediglich eine übergeordnete Gesellschaft gegründet. Die Einsparungen von einer Million Euro sollen aus drei größeren Optimierungsmaßnahmen in den Unternehmen resultieren: mehr als ein Dutzend Mehrfachfunktionen in den einzelnen Unternehmen bei der Dachgesellschaft bündeln, Aufträge nicht mehr extern vergeben sowie mittelfristig eine Personaleinsparung. Dass einige der etwa 200 Arbeitsplätze in den vier Unternehmen wegfallen werden, dementiert Exner. Es werde bei der Bildung der Dachgesellschaft keine betriebsbedingten Kündigungen geben, so der Beigeordnete. Erst vor drei Wochen hatte der Sanierungsträger angekündigt, bis Ende des nächsten Jahres neun seiner 21 Angestellten zu entlassen (PNN berichteten). Exner betonte, eine Verschlankung könne auch durch die personelle Fluktuation in den nächsten Jahren erzielt werden. Müller-Zinsius sieht die neue Dachgesellschaft für kommende Aufgaben indes als „personell unterbesetzt“ an. So werden künftig 15 Aufgabenfelder wie Finanz- und Rechnungswesen, Marketing, Personalwesen, Controlling, Steuern und Recht sowie Materialwirtschaft und Einkauf aus den einzelnen Unternehmen gegliedert und von der Dachgesellschaft zentral gesteuert. Die jeweiligen Mitarbeiter aus den Firmen sollen dann gemeinsam für die Dachgesellschaft arbeiten. Auch externe Aufträge an Fremdunternehmen soll es laut Horst Müller-Zinsius nicht mehr geben. Beispielsweise hat der Entwicklungsträger das Rechnungswesen bisher jahrelang extern ausgeschrieben und eine Firma damit beauftragt. Damit soll nun Schluss sein. Auch die Gewoba als größtes der Unternehmen könne künftig vom Know How der künftigen Töchter profitieren. So bringe jedes der Unternehmen sein in den Jahren erworbenes Wissen ein, sagte Müller-Zinsius. Während die Gewoba ein EDV-System mitbringe, habe der Sanierungsträger beispielsweise das Wissen über Fördermittelvergabe und der Entwicklungsträger über technische Dienstleistungen und Veranstaltungsmanagement. Finanzielle Auswirkung könnte der neue städtische Großkonzern laut Exner bereits nach drei Jahren erzielen. Der Beigeordnete rechnet mit einem ersten Gewinn der Holding und der damit verbundenen Haushaltsentlastung der Stadt im Jahr 2009. Zwar habe die Gewoba allein bislang erst zwei Jahre später mit dem Sprung in die Gewinnzone gerechnet, doch sei dieses Ziel durch genannte Synergieeffekte der Dachholding schneller zu erreichen. Die Bildung des Firmenverbundes im Bereich Bauen und Wohnen ist eine Empfehlung des Unternehmens Rödl & Partner, das vergangenes Jahr eine Portfolioanalyse durchführte. Darin wird ein dringender Handlungsbedarf beim Sanierungsträger sowie eingeschränkt auch beim Entwicklungsträger gesehen. Varianten wie Auflösung der Unternehmen und Eingliederung in die Verwaltung oder Verkauf an private Investoren wurden dabei als uneffektiv beziehungsweise aufgrund eines absinkenden gesellschaftsrechtlichen Einflusses der Stadt verworfen. Eine weitere Firmenbeteiligungen durch den Stadtkontor wird in dem Gutachten nicht ausgeschlossen. Exner betonte gestern indes, dass der Kommunale Immobilienservice (Kis) nicht in die Holding eingehen wird.

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