zum Hauptinhalt

Stadtschloss-Posse: Gitter im Potsdam Museum soll abgerissen werden

Das umstrittene Treppengeländer zu entfernen, könnte 50 000 Euro kosten – eine Urheberrechtsklage droht. Trotzdem: Der Blick aufs Stadtschloss soll, so glauben die Stadtverordneten, von allen Seiten unverstellt sein.

Von Katharina Wiechers

Stand:

Potsdam - Das umstrittene Gitter am Treppenhaus des Potsdam Museums soll abgerissen werden. Einen entsprechenden Antrag der Grünen beschlossen die Stadtverordneten am gestrigen Mittwoch mit großer Mehrheit. Dies könnte 50 000 Euro oder mehr kosten, wie Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) den PNN sagte.

Das Gitter, das das Treppenhaus seit der Eröffnung des Museums im September 2012 ziert, ist seit Monaten im Gespräch. Die Museumsleitung und vor allem der Förderverein des Hauses kritisieren die Konstruktion – die 33 000 Euro gekostet haben soll – scharf. Das Gitter erinnere an Käfighaltung und entspreche nicht den Vorstellungen des Vereins von einem offenen Museum für alle, hieß es. Die derzeitige übermannshohe Eingitterung des Treppenhauses wirke bedrohlich und verstelle den Blick auf den Alten Markt. Der Kommunale Immobilien Service (KIS) als Bauherr der Umbaumaßnahmen im Alten Rathaus hatte hingegen stets auf das Urheberrecht des Architekten verwiesen. Diese Sichtweise wird auch durch ein Gutachten gestärkt, das der KIS in Auftrag gegeben hatte.

Darin heißt es, dass Veränderungen nur zulässig seien, wenn es fachliche oder technische Gründe gebe. Rein aus ästhetischen Gründen dürfe das Treppengeländer nicht verändert werden – außer der Architekt Reiner Becker stimme zu. Die einzige Möglichkeit, die Gitterkonstruktion auch gegen den Willen des Architekten loszuwerden, ist der Abriss des kompletten Geländers. Dies sei jedoch mit einem Risiko behaftet, weil es dazu bislang noch keine höchstrichterliche Rechtsprechung gebe.

Dieses Risiko will das Stadtparlament eingehen und beauftragt Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mit dem nun beschlossenen Antrag damit, das Geländer zu entfernen. Die Gitterkonstruktion sei weder mit den Nutzern des Hauses noch mit der Politik abgestimmt gewesen, sagte Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke. Die Hauptsache in dem Museum seien die ausgestellten Objekte, nicht das Gitter. Das „Restrisiko Urheberrecht“ sei aus ihrer Sicht zu vernachlässigen. Der Linke-Abgeordnete Ralf Jäkel warf dem Architekten vor, nicht über sein Vorhaben informiert zu haben. In der Baugenehmigung sei nur ein normales Treppengeländer vorgesehen gewesen. Dies bestätigte auch Baudezernent Matthias Klipp (Grüne). „Ein sogenannter Käfig war nicht Gegenstand des Antrags.“ Das Geländer sei in den Planzeichnungen wie üblich nur schematisch dargestellt gewesen. Es gebe daher weder eine denkmal- noch eine baurechtliche Genehmigung für das Gitter.

Aus Sicht von Kämmerer Exner ist dies noch nicht abschließend geklärt. Die Frage, ob der Architekt das Recht hatte, so zu planen oder nicht, müsse noch geklärt werden, sagte er. Er halte auch eine Urheberrechtsklage des Architekten nicht für ausgeschlossen. Unklar sei zudem noch, wie Abriss und Neubau finanziert werden sollten.

Gegen den Antrag stimmten nur wenige, darunter die Mitglieder der Fraktion Die Andere. Zur Begründung sagte der Stadtverordnete Nicolas Bauer: „Das Gitter ist nicht schön, aber es passt zum Ort und zu dem Museum.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })