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Landeshauptstadt: Gläserner Berg am Belvedere

Berliner Mosaikwerkstätten wollen Wein-und Obstgarten am Klausberghang rekultivieren

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Sanssouci - Die verfallene, einst mit Wein und Obst bepflanzte Terrassenanlage unterhalb des wieder hergestellten Belvederes auf dem Klausberg soll in den nächsten Jahren saniert und rekultiviert werden. Dies kündigte Prof. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, in einem Pressegespräch an. Dazu bereitet die Stiftung einen Vertrag mit den Berliner Mosaikwerkstätten und Mosaik e.V. vor.

Das gemeinnützige Unternehmen, das an 42 Standorten im Berliner Raum etwa 2000 Arbeitskräfte, vorwiegend Behinderte, beschäftigt, besitzt für den Klausberghang bereits ein klares Konzept, teilte Geschäftsführer Dr. Hans-Joachim Peters den PNN mit. Die Anlagen sollen schrittweise erneuert werden. Dazu gehören die Sanierung der Stützmauern des Weinbergs und der Talutmauern zum Heranziehen von Spalierobst. Erhalten, wenn auch teils in schlechtem Zustand, sind eines der ursprünglich drei Gewächshäuser und zwei frühere Heizhäuser, die den Beschuss am Kriegsende 1945 überstanden. Im westlichen Gewächshaus sollen Unterkünfte für die Beschäftigten und ein Infopunkt für Touristen eingerichtet werden, informierte der Projektbeauftragte Dirk Häusser.

Neben Wein ist der Anbau von Pfirsichen, Aprikosen und auch Äpfeln in historischen Sorten beabsichtigt. Die Einrichtung eines Hofladens zur Direktvermarktung der Produkte sei nicht ausgeschlossen. Auf den Beeten zwischen den Fundamentreihen der zerstörten Gewächshäuser ist ein Kräutergarten vorgesehen. All dies erfolge im ökologischen Landbau. Dazu werde auch ein Wein- und Obstlehrpfad für die Besucher angelegt. Die Mosaikwerkstätten besitzen zudem die Möglichkeit, die Produkte in den von ihnen betriebenen gastronomischen Einrichtungen zu verwerten.

Seitens der Stiftung wird das Vorhaben gartendenkmalpflegerisch von Gartenkustos Gerd Schurig betreut. Die Anlagen am Klausberg haben sich aus einem Weinberg entwickelt, den der aus dem Rheinland stammende ehemalige „Lange Kerl“ Jürgen Friedrich Werle 1769 mit Erlaubnis von König Friedrich II. angelegt hatte. Als Gegenleistung sollte der Grenadier, für den ein Winzerhaus (das heutige Drachenhaus) gebaut wurde, den Hof mit Tafelobst beliefern.

1862 kamen in der Südostecke nach dem Obstzüchter Lepère benannte ummauerte Quartiere für den Anbau von Pfirsichen, Birnen und Kirschen hinzu. Sie wurden inzwischen durch den Potsdamer Berufsförderverein MUG („Mit uns gelingt`s“) saniert. Die für die Fruchttreiberei verwendeten Gewächshäuser entstanden 1895 bis 1902 unter Kaiser Wilhelm II. Nach den Kriegsschäden 1945 wurde der gärtnerische Betrieb in Teilen noch bis etwa 1960 weitergeführt.

In die Rekultivierung des Klausberghangs sollen Berliner Schulen einbezogen werden, die dafür seit 1999 erste Arbeiten leisten. So hat nach Sanierung der 200 Meter langen oberen Terrassenmauer das Oberstufenzentrum Holztechnik die Weinspaliere originalgetreu erneuert, Schüler der Carl-Legien-Schule (früher königlich preußische Bauschule, heute Oberschule) setzten 200 Rebstöcke. Inzwischen unterstützt auch ein Oberstufenzentrum für Bauberufe das Vorhaben und hat an der Mauer der zweiten Terrasse ein Probefeld rekonstruiert.

Außerdem legte es einen Vorschlag zur Wiederherstellung der gläsernen Vorbauten vor, die den Wein vor der Witterung schützten. Damit würde der Hang wieder zum „gläsernen Berg“ werden, was seinen besonderen Reiz ausmachte. Ebenso wie Dr. Peters von den Mosaikwerkstätten ist sich Gerd Schurig bewusst, dass der Weg des Klausbergs zu einer weiteren Touristenattraktion in Sanssouci lang und steinig ist. Beide hoffen deshalb auf die Hilfe von Sponsoren für dieses faszinierende Projekt.

Immerhin: Von den 200 jungen Reben wird durch die Carl-Legien-Schule bereits Wein gekeltert. Allerdings werden die Trauben noch der Ernte aus dem eigenen Schulweingarten in Neukölln untergemischt. Gerd Schurig hofft, dass der Klausberg in absehbarer Zeit für das Publikum geöffnet werden und aus seiner interessanten Geschichte erzählen kann.

Erhart Hohenstein

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