Landeshauptstadt: Glasfibernadeln schließen Marmorklüfte
Säulen vor Nordflügel des Marmorpalais werden bis Jahresende restauriert / 20 000 Euro Kosten je Säule / Weitere Schritte der Erneuerung notwendig
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Säulen vor Nordflügel des Marmorpalais werden bis Jahresende restauriert / 20 000 Euro Kosten je Säule / Weitere Schritte der Erneuerung notwendig Von Erhart Hohenstein Der Marmor der Säulen im Innenhof des Marmorpalais zeigt nicht nur eine wunderschöne Maserung in rot-schwarzen Farbtönen, sondern leider auch weiße „Klüfte. Sie haben sich gebildet, als der Stein nach seiner Genese vor Urzeiten durch tektonische Bewegungen nochmals zusammengepresst wurde. Doch das bringt für die heutige Zeit Probleme: Im Sommer, wenn die pralle Sonne auf die Säulen trifft, erwärmen sich deren Vorderseiten bis auf 60 Grad Celsius, auf der Schattenseite sind es nur 20. Diese thermischen Spannungen halten die Klüfte auf Dauer nicht aus. Sie weiten sich, und die Säulen bekommen Risse. Aber dagegen ist ein Kraut gewachsen. Durch Augenschein und durch Ultraschalluntersuchungen werden zunächst Lage und Größe der Risse ermittelt. An diesen Stellen werden dann die gut zwei Jahrhunderte alten Säulen angebohrt und aus Glasfiber bestehende „Nadeln eingebracht, die den Stein zusammenhalten. Dieses Verfahren erläuterte gestern auf der Baustelle Detlef Röper, der Natursteinfachmann der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Sechs der 10 vor dem Nordflügel stehenden 4,50 Meter hohen Säulen haben diese Behandlung bereits hinter sich. Dabei wurden auch Abplatzungen und andere äußerliche Schäden durch millimetergenau angepasste Marmorscheiben, so genannte Vierungen, ausgebessert. Nach Feinschliff und dem Aufbringen einer Wachsschicht kontrastieren sie mit den noch unbehandelten Säulen, die aussehen, als wären sie aus Beton. An der siebenten Säule arbeiten seit Januar unter einer schützenden Einhausung Polier Frank Gansky und seine Kollegin Ute Dannenberg von der Steinmetzfirma Melior und Partner aus Stahnsdorf. Hier müssen nur acht Glasfibernadeln eingefügt werden, bei anderen Säulen waren es bis zu 30. Im Durchschnitt etwa 20 000 Euro kostet die Konservierung je Stück. Detlef Röper ist zuversichtlich, dass die zehn Säulen des Nordflügels bis Jahresende restauriert sind. Zuvor war bereits der aus drei Sorten schlesischen Marmors bestehenden Fußboden des Umgangs wiederhergestellt worden. Zu 90 Prozent hatten sich die originalen Platten erhalten, das restliche Zehntel wurde wie im 18. Jahrhundert aus den Steinbrüchen bei Breslau bezogen. Die Erneuerung des Nordflügels, wo noch die Fassadenrestaurierung des Nibelungenfrieses aussteht, ist jedoch nur eine Etappe bei der Erneuerung der Außenhaut des ab 1787 durch Gontard für König Friedrich Wilhelm II errichteten Marmorpalais. Im nächsten Jahr sollen die Arbeiten am Fußboden und den ebenfalls zehn Säulen des Südflügels fortgesetzt werden. Eingerüstet sind bereits für die Fassadenrestaurierung die Innenhof- und die Westseite des Hauptgebäudes. Ab 2007 ist die Fortsetzung auf der Ost- und der Wasserseite angedacht. Da sich deren Balkon auf die Ufermauer zum Heiligen See stützt, bleiben aber noch Fragen offen. Geprüft werden müsse zunächst, so Röper, ob die die Mauer ausreichend fest gegründet ist, um den Balkon an Ort und Stelle sanieren zu können. Ansonsten sei dessen Abbau notwendig, was zu erheblichen Zeitverzögerungen führen würde.
Erhart Hohenstein
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