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Landeshauptstadt: Gleiche Spielregeln

Nachbarschaftsinitiative kritisiert „Townhouse“ in der Seestraße / Heute Beratung des Bauausschusses

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Berliner Vorstadt - In der Berliner Vorstadt schlagen die Emotionen wegen eines womöglich überdimensionierten Bauprojekts hoch: Die Nachbarschaftsinitiative Seestraße Potsdam hat sich in einem offenen Brief gegen den Bau eines Mehrfamilienhauses auf dem Grundstück Seestraße 7 ausgesprochen. Das Vorhaben widerspreche den Festsetzungen des Bebauungsplanes Nummer 35-1 „Nördliche Berliner Vorstadt“. Es halte zudem die Gestaltungssatzung der Berliner Vorstadt nicht ein und durch „die erhebliche Überschreitung des Maßes der baulichen Nutzung“ verstoße das Bauvorhaben „gegen die städtebauliche Eigenart“ des Stadtteils. Der Charakter der Berliner Vorstadt sei durch das nahe Welterbe geprägt und vertrage keine „hochverdichtete Blockbebauung“. Auch die Mitglieder des Vereins Berliner Vorstadt sind „entsetzt, dass durch die geplante Bebauung hier der momentan gültige Bebauungsplan ausgehebelt werden soll“, schreibt der Vereinsvorsitzende Peter Daniel in einer ersten Stellungnahme.

Am heutigen Abend wird sich der Bauausschuss mit dem Vorhaben Seestraße 7 beschäftigen. Saskia Barth von der Nachbarschaftsinitiative hat Rederecht beantragt und wird dem Ausschuss die Befürchtungen der Nachbarschaft hinsichtlich eines überdimensionierten Baus vortragen, erklärte Initiativmitglied Markus Heizmann den PNN. Wie er sagte, handele es sich um drei Reihenhäuser, die äußerlich wie ein Baukörper wirken. Dem offenen Brief der Initiative zufolge soll das „Townhouse“ in exponierter Lage mit Blick auf das Marmorpalais eine 15 Meter breite Fensterfront, drei Vollgeschosse, drei separate Eingänge sowie eine Tiefgarage erhalten. Das Gebäude soll 16,60 Meter breit, 17,30 Meter lang und 10,66 Meter hoch sein. Heizmann erklärte, er habe als unmittelbarer Nachbar sein Recht wahrgenommen und Einsicht in die Planungsunterlagen genommen. „Es ist relativ heftig, was da geplant ist“, erklärte Heizmann. Für ihn sei nicht nachvollziehbar, dass so offensichtlich gegen den Bebauungsplan und die Gestaltungssatzung verstoßen werden soll. Heizmann: „Es gibt Regeln oder es gibt keine Regeln.“ Ihm komme es vor, als wolle der Bauherr „mit 60 km/h durch eine Spielstraße fahren“. Das Anliegen der Nachbarschaftsinitiative sei es nicht, eine Entwicklung des Stadtteils zu verhindern, aber es müssten „die gleichen Spielregeln für alle gelten“.

Der Bauausschuss hat sich in der vergangenen Legislatur mehrmals gegen drohende Bausünden stark gemacht – unter anderem auch in der Berliner Vorstadt. So verhinderte er eine starke Bebauung des Gartens der Villa Schöningen. Schlagzeilen machte in jüngerer Vergangenheit das Bauvorhaben Lennéstraße 44 in der Brandenburger Vorstadt, im Zuge dessen sich der Bauausschuss bei der Bauverwaltung sogar eine als „Frühwarnsystem“ bezeichnete frühzeitige Informationen über alle Bauvoranfragen in Potsdam sicherte.

Die Projekte Lennéstraße 44 und Seestraße 7 unterscheiden sich in einem Punkt: Zum Zeitpunkt der aufkeimenden Kritik hatte das Bauvorhaben Lennéstraße 44 bereits eine Baugenehmigung erhalten. Das Bauantragsverfahren für die Seestraße 7 ist dagegen noch nicht abgeschlossen, eine Baugenehmigung noch nicht erteilt, erklärte Stadtsprecherin Regina Thielemann. Guido Berg

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