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Landeshauptstadt: Gleichgültigkeit gegenüber Opfern überwinden Kai Wendel ist Mitbegründer der Opferperspektive e. V.

Aus Hass wegen ihres Andersseins werden Menschen angegriffen, zusammengeschlagen, sogar getötet. Meist sind die Opfer Jugendliche aus der alternativen Szene, Obdachlose, Behinderte oder Menschen aus anderen Ländern.

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Aus Hass wegen ihres Andersseins werden Menschen angegriffen, zusammengeschlagen, sogar getötet. Meist sind die Opfer Jugendliche aus der alternativen Szene, Obdachlose, Behinderte oder Menschen aus anderen Ländern. Als Jugendlicher begann er in der linken, alternativen Szene mitzumischen, interessierte und engagierte sich für die Beseitigung von Unrecht und Gewalt gegen das Fremde und Unbekannte. Früh erkannte er, dass die Übergriffe eng mit dem alltäglichen Rassismus verknüpft sind, beispielsweise im unbedachten Gebrauch von stereotypen Vorurteilen. „Ich wollte nicht einfach zugucken.“ Während seines Zivildienstes im irländischen Belfast wurde er dann mit dem Leben in alltäglicher Gewalt und Hass auf Grund religiösen Unverständnisses konfrontiert. Eine Erfahrung, die ihn und seine heutige Arbeit prägte. Später studierte er in München Politologie und kam 1985 ins damalige West-Berlin. „Ich war angezogen von der Stadt.“ Vielleicht war es der Mythos, überlegt er. „Auf jeden Fall war dort etwas politisch los.“ Mitten im multikulturellen Kreuzberg fand er eine neue Heimat. Gern mischt er sich unters Volk, genießt die Vielfalt der verschiedenen Küchen, die unterschiedlichsten Sprachen und das friedliche Miteinander. „Das brauche ich“, schwärmt er. Ein Lachen zieht über sein eher nachdenkliches Gesicht. Sein Alltag ist oft der ganze Gegensatz. Der Mitbegründer des eingetragenen Vereins Opferperspektive begleitet Opfer rechter Gewalt. „Insbesondere kümmern wir uns um Asylbewerber, bei denen die Situation hochdramatisch ist.“ Vor zwölf Jahren begann er sich intensiver mit der Lebenssituation von Flüchtlingen auseinander zu setzen, lernte ihren oft nicht leichten Alltag kennen. Wendel und seine Mitstreiter begleiten die Hilfesuchenden bei den Gerichtsverfahren, vermitteln psychotherapeutische Hilfe und helfen bei der Suche nach Zeugen. Zudem gehört auch die Dokumentation und die Aufklärung zur Arbeit des Vereins, „denn wir wollen dem Hass den Nährboden entziehen“. Der heute 40-Jährige wünscht sich, dass „die Zivilgesellschaft aufhört sich in der Ohnmacht einzurichten und die dumpfe Gleichgültigkeit überwunden wird“. Dafür will er sich weiter einsetzen. U. S.

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