
© Michael Urban/ddp
Von Bernd Kluge: Glocken aller Art
Sammlerin Adelheid Pohling zeigt ihre Sammlung erstmals öffentlich in Schloss Altranft
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Bad Freienwalde - Wer die Wohnung von Adelheid und Werner Pohling in Bad Freienwalde betritt, hört normalerweise vielfaches Geläut. Nicht nur die Messing-Türglocke empfängt den Besucher, auch die meisten der mehr als 600 anderen Glocken erklingen, sobald sie ins Schwingen gebracht werden. „Die Metallenen klingen am schönsten“, sagt Sammlerin Adelheid Pohling. In der diesjährigen Adventszeit ist es allerdings recht ruhig in ihrer Wohnung. Denn die 54-Jährige zeigt die Glocken aus Glas, Porzellan, Keramik, Messing, Holz, Wachs und Textilien erstmals öffentlich im Schloss des Freilichtmuseums Altranft.
Nicht nur Besucher staunen dort über die Vielfalt an Materialien, Formen und Klängen. Auch Adelheid Pohling selbst ist beeindruckt, welchen Umfang ihre Sammlung inzwischen angenommen hat. „Bei uns zu Hause fiel das gar nicht so auf“, sagt die Immobilienmaklerin. Ehemann Werner Pohling protestiert. Schließlich war er es, der ein Regal und einen Setzkasten nach dem anderen für die Glocken anfertigen musste. „Ich muss mit ihrer Sammelleidenschaft zurechtkommen“, sagt er. Das Hobby seiner Frau hat aber auch für ihn sein Gutes. „Dadurch habe ich immer ein passendes Geschenk für sie, gerade zu Weihnachten“, sagt er. Es gebe noch so viele Glocken-Varianten, da stoße ihre Sammelleidenschaft noch lange nicht an Grenzen, bestätigt seine Frau. Sie bedauert allerdings, bisher noch keine weiteren Sammler oder eine Tauschbörse für ihre doppelten Sammlerstücke gefunden zu haben.
Angefangen habe ihr Faible für Glocken 1994, als die zeitweilig in den USA lebende Tochter eine Porzellanglocke von dort mitbrachte. „Danach habe ich dann selbst nach Glocken geschaut, wenn ich unterwegs war. Der erste Schrank war im Handumdrehen voll“, erinnert sich die Sammlerin. So stammen eine große Zahl der in der Ausstellung gezeigten Glocken aus dem Ausland, ein Drittel davon aus den USA, viele Stücke aus Tschechien und Litauen. Aber auch Raritäten von den Malediven oder aus Dänemark sind dabei.
Ein besonders wertvolles Exemplar hat Adelheid Pohling in einem schottischen Antiquitätengeschäft entdeckt. Die auf den ersten Blick unscheinbare Glasglocke mit dem Goldrand und der abgebildeten Krone liegt in einer edlen Schatulle. Sie wurde anlässlich des 25. Thronjubiläums der englischen Königin Elisabeth II. 1977 hergestellt, wie aus dem Aufdruck im Deckel hervorgeht. Andere Sammlerstücke hat Pohling auf Trödelmärkten oder bei Internet-Versteigerungen erstanden.
Zwar klängen die Metallglocken am besten, die bunten, gläsernen Exemplare sehen nach Ansicht des Ehepaares aber am schönsten aus. „Wenn die Sonne darauf scheint, funkeln die in unbeschreiblichen Farben“, schwärmt der Ehemann und zeigt auf eine Vitrine mit einer Glocke aus italienischem Murano-Glas, amerikanischen Pressglas-Variationen sowie geschliffenen Stücken aus Tschechien.
Adelheid Pohling sammelt jedoch nicht nur Glocken im herkömmlichen Sinn, sondern auch andere Dekorationsartikel, auf denen irgendwo ein Glockenmotiv zu sehen ist. Dazu zählen Kerzenständer, Bilderrahmen oder Fensterbilder.
Kinder erfreut beispielsweise eine Porzellan-Eisenbahn, an deren hinterem Wagen ein Glöckchen hängt. Besonders stolz ist die Bad Freienwalderin auch auf einen hölzernen Schwibbogen, in dessen Öffnungen sechs rote Glöckchen aus hauchdünnem Glas hängen. „Den Schwibbogen hat mir mein Mann gebaut, die Glöckchen stammen aus dem thüringischen Lauscha, das als Geburtsort des gläsernen Christbaum-Schmuckes gilt“, erzählt Adelheid Pohling.
Warum sie so auf Glocken steht, kann die 54-Jährige kaum erklären. „Mir machen sie gute Laune, es liegt wohl eine Art Zauber auf ihnen“, sagt Adelheid Pohling, die ähnliche Effekte auch bei Besuchern der Ausstellung bemerkt hat, die noch bis März 2009 in Altranft gezeigt wird. „Wer die Glocken gesehen hat, lächelt. Da hat sich irgendetwas Schönes übertragen“, glaubt sie.
Bernd Kluge
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