Landeshauptstadt: Glocken bleiben wo sie sind
Geläut der Erlöserkirche soll nach dem Aufbau der Garnisonkirche erhalten bleiben
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Geläut der Erlöserkirche soll nach dem Aufbau der Garnisonkirche erhalten bleiben Von Günter Schenke Potsdam-West/Innenstadt. Die beiden großen Glocken der Erlöserkirche sollen nach dem Wiederaufbau der Garnisonkirche nicht abmontiert und im Garnisonkirchenturm installiert werden. Das sagte Andreas Kitschke, Kurator der „Ausstellung zur Garnisonkirche“ in der Breiten Straße. Der Hintergrund: Die beiden großen Glocken der Erlöserkirche stammen aus dem Geläut der Garnisonkirche. 1948 waren sie zusammen mit der einzig erhaltenen der Erlöserkirche zu einem neuen Geläut vereint worden. Kitschke hatte in der vorigen Woche gemeinsam mit Wieland Eschenburg, Büroleiter beim Oberbürgermeister, und Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte nochmals dazu aufgerufen, Originalteile der Garnisonkirche zur Verfügung zu stellen, um einen weitgehend originalgetreuen Wiederaufbau zu ermöglichen. Bei dieser Gelegenheit erwähnte er, dass er es nicht für sinnvoll halte, die beiden Glocken der Erlöserkirche umzusetzen. Die Frage ist aktuell, denn im nächsten Jahr am 14. April, dem 60. Jahrestag der Zerstörung der Garnisonkirche, soll die Grundsteinlegung für den Wiederaufbau auf dem historischen Fundament erfolgen. Allerdings steht und fällt der Termin mit der Frage, ob es der formell noch zu gründenden Fördergesellschaft gelingt, bis dahin die notwendigen Gelder zu beschaffen. Der Wiederaufbau des Turmes aus Ziegelmauerwerk kostet zehn bis elf Millionen Euro. Noch nicht mit im Boot sitzt dabei die Iserlohner „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“. In deren Vereinssatzung heißt es unter anderem: „Oberster Zweck des Vereins ist das Sammeln von Spenden für den Wiederaufbau der Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam.“ Etwa die Hälfte der notwendigen Mittel, nämlich 5,7 Millionen Euro, will der Verein schon auf seinem Vereinskonto deponiert haben. In der von Kitschke betreuten Ausstellung befindet sich eine kleine Glocke, die im Jahre 1950 in der Werkstatt von Schilling in Apolda gegossen wurde. Kitschke erläutert, dass die Garnisonkirche nicht nur eine Militärgemeinde, sondern parallel auch immer eine Zivilgemeinde genutzt habe. Seit dem Kriege existiert diese als Heilig-Kreuz-Gemeinde und hat 1950 zwei Glocken gießen lassen. Sie wurden aus den Resten des zerstörten Glockenspiels der Garnisonkirche hergestellt, was auch die Inschrift auf dem in der Ausstellung gezeigten Stück bezeugt. In den ersten zweihundert Jahren ihrer Existenz besaß die Garnisonkirche kein schwingendes Glockengeläut. Erst 1938 begannen die Vorarbeiten für ein eigenes Geläut. Bereits im Oktober 1938 wurde aufgrund reichlich eingegangener Spenden in der Werkstatt von Schilling vier Glocken gegossen und am 21. Mai 1939 feierlich eingeweiht. Im selben Jahr aber erfolgte ihr Abtransport für die Kriegsproduktion nach Hamburg. Die Glocken entgingen jedoch dem Einschmelzen und kehrten nach Kriegsende nach Potsdam zurück.
Günter Schenke
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