Landeshauptstadt: Glocken von St. Peter und Paul zu laut? Propst: „Maria“ sogar leiser und angenehmer
Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters. Sagt der Volksmund.
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Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters. Sagt der Volksmund. Oder in seinen Ohren. Wie in diesem Fall: Klage wurde erhoben bei den PNN. Die Glocken von St. Peter und Paul hätten ihn um sechs Uhr am Morgen seines Schlafes beraubt. Ihr Läuten sei zu „unharmonisch“, zu laut und zu lang, berichtet ein – wie man hier wohl sagen muss – Ohrenzeuge. Nun besteht diese Kirche samt Turm schon seit 1870 – Zeit genug wäre also, sich an den Klang ihrer Glocken zu gewöhnen. Aber so einfach lässt sich die Sache nicht abtun. Denn Geläut ist nicht gleich Geläut, auch nicht bei St. Peter und Paul. Mehrmals im vergangenen Jahrhundert wurde das Glocken-Ensemble im 64 Meter hohen Turmes verändert. Im Krieg gingen die Bronzeglocken den Weg alles Irdischen: Sie wurden abmontiert und ihre Bronze zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Nach Friedensschluss wurden sie wieder ersetzt – so gut es ging. Nach dem II. Weltkrieg ging es nicht so gut, da wurden Glocken aus Eisen überm Bassinplatz stationiert. Erst vor kurzem konnten die Stahlungetüme wieder durch Bronzeglocken ersetzt werden. Kann es also sein, dass etwas nicht stimmt mit dem neuen Geläut?
„Da wäre ich aufgewacht“, versichert Kaplan Michael Wiesböck, der am Bassinplatz wohnt und ergänzt, er schlafe bis 6.30 Uhr. „Ich hab“ nichts gehört“, sagt auch Klaus-Günter Müller, Propst der Gemeinde St. Peter und Paul. Geläutet werde um sechs, zwölf und 18 Uhr – nach dem Vorbild der sich nach der Sonnenuhr richtenden Zeitaufteilung der alten Römer. Am Morgen erklinge die 289 Kilogramm schwere Glocke namens „Maria“, immer drei Minuten lang, so Propst Müller, „und das schon seit Jahrzehnten“. Wirklich? Der katholische Geistliche gibt zu, dass „Maria“ zu den Glocken gehört, die erst im Oktober ausgetauscht worden sind. Ihr Klang sei vielleicht etwas höher als ihr eiserner Vorgänger, „aber auch viel leiser“, sagt Propst Müller. Geläutet werde mittels einer Automatik, wenn die kaputt wäre, würde er es hören. Viele Anwohner hätten ihm sogar berichtet, die bronzene „Maria“ würde „viel angenehmer“ läuten als die aus Stahl, die noch „aggressiver“ klang. Das passt zu einer weiteren Überlegung Müllers: Glockenklang sei nicht nur „sehr schön“, sondern auch ein „Friedenszeichen“, nur im Frieden könnten Glocken ungestört läuten. Das habe schon Friedrich Schiller gewusst, dessen Lied von der Glocke mit der Zeile endet: „Friede ist ihr erst Geläute“. Dem Glocken-Kritiker ruft Müller ins Bewusstsein, dass es nun bald wieder heißt: „Süßer die Glocken nie klingen.“
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