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Landeshauptstadt: Glockenspielverein „ am Wegesrand“

Geschäftsführer Potsdam beurlaubt / Kritik an „Legende“/ Rheinheimer:Mental von TPG lösen

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Geschäftsführer Potsdam beurlaubt / Kritik an „Legende“/ Rheinheimer:Mental von TPG lösen Ist die Entscheidung der evangelischen Kirche Potsdam zum Wiederaufbau der Garnisonkirche auch unter dem Druck der katholischen Kirche herbei geführt worden? Max Klaar, Vorsitzender der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG), geht jedenfalls davon aus, dass erst die geäußerte Bereitschaft Potsdamer Katholiken, in einer wiederaufgebauten Garnisonkirche „theologische Verantwortung zu übernehmen“, nach jahrelanger Verweigerung im September 2001 den Wiederaufbau-Beschluss der evangelischen Kirche mit herbeiführte. Mit der katholischen Kirche als Partner hätte die Stiftung Preußisches Kulturerbe, so wie von der TPG geplant und mit dem damaligen Oberbürgermeister Horst Gramlich „per Handschlag vereinbart“, als Bauherr und Betreiber der Kirche fungieren können, sagte Klaar gestern den PNN. Martin Vogel, einer der Initiatoren des Wiederaufbaus der Kirche unter Verantwortung der evangelischen Kirche, bestätigte gestern zwar, dass es damals Gespräche zwischen der TPG und Probst Klaus-Günter Müller gegeben habe. Doch sei es „Unsinn“ daraus abzuleiten, dass der Wiederaufbauprozess auf die von Klaar vorgesehene Weise hätte gestaltet werden können. Vogel wertete die Äußerung des TPG-Chefs als „Wunschtraum“ und Zeichen dafür, dass Klaar bewusst „Legenden“ aufbaue, um anderen die Schuld für den Konflikt um den Wiederaufbau zuzuschieben. Klaar beharrte auch gestern darauf, dass die seit 1984 gesammelten mehr sechs Millionen Euro nur dann an die Stiftung Garnisonkirche fließen werden, wenn die Kirche originalgetreu wiederaufgebaut werde und die Nutzung rein kirchlich sei. „Diese Kirche darf kein Ort der Politik sein“, sagte Klaar. Die evangelische Kirche plant jedoch u. a. ein Internationales Versöhnungszentrum in der Kirche. Sollte es dazu kommen, so Klaar, werde er die Vereinsmitglieder vor die Frage stellen, die Spendenmillionen der Stiftung Preußisches Kulturerbe zuzuleiten – oder das Geld zurückzugeben. Unterdessen hat die TPG auf ihrer jüngsten Jahreshauptversammlung in Potsdam beschlossen, sich aus der Landeshauptstadt weitgehend zurückzuziehen. Wie Klaar gestern sagte, ist der operative TPG-Geschäftsführer in Potsdam, Klaus Gottschalk, nur noch bis Jahresende beschäftigt und seit gestern beurlaubt. Von einem vollständigen Rückzug könne aber keine Rede sein, sagte Klaar. Die TPG werde weiter ein Büro in Potsdam haben „und auch einen Büroleiter“. Klaar begründete den Schritt damit, dass es momentan keinen „Handlungsbedarf“ in Potsdam gäbe. Nach den Beschlüssen der evangelischen Kirche und dem „Ruf aus Potsdam“, der den Wiederaufbau in die Hände der Stiftung Garnisonkirche legt, sei der TPG „viel Arbeit abgenommen worden“. Klaar betonte, die TPG „sitzt jetzt am Wegesrand einer Aschenbahn und schaut wohlwollend zu, wie der Staffelstab weitergegeben wird. Sollte die evangelische Kirche Potsdam mit ihren Plänen zum Ziel kommen, werden wir das Stadion verlassen“. Informationen, wonach die voranschreitenden Wiederaufbaubemühungen in Potsdam viele der Spender mittlerweile zum Nachdenken gebracht hätten, widersprach der TPG-Chef. Dies habe der Vorsitzende der Fördergemeinschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, Hans P. Rheinheimer, der auf der Jahreshauptversammlung der TPG sprach, „sicher gehofft – aber das ist nicht eingetreten“. Rheinheimer sagte hingegen, sein Verein sei längst nicht mehr auf das Geld der TPG focussiert, auch weil dieses Geld „nicht entscheidend ist für ein 65-Millionen-Euro-Projekt“. Die Initiatoren für den Wiederaufbau der 1968 gesprengten Weltkriegsruine „müssen sich endlich mental von der Traditionsgemeinschaft lösen. Das wird unsere Arbeit nur erleichtern.“ Michael Erbach

Michael Erbach

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