zum Hauptinhalt

Neulich in der MENSA: Glückliche Pferde

Das war zu erwarten. Kaum servierte die Potsdamer Mensa ihren Gästen ein Hacksteak, gab es an der Essensausgabe hämische Nachfragen.

Stand:

Das war zu erwarten. Kaum servierte die Potsdamer Mensa ihren Gästen ein Hacksteak, gab es an der Essensausgabe hämische Nachfragen. „Ist auch Pferd drin“, wollte jemand wissen. Die Köchin konterte souverän: „Klar ist da auch Pferd drin, was denken Sie denn?!“ Die Pointe war auf ihrer Seite und der Mensagast konnte beruhigt sein Schweinehacksteak essen. Aber an unserem Tisch wurde nun eifrig diskutiert: Die ganze Aufregung um das Pferdefleisch sei doch nur eine Stellvertreterdebatte. Klar, es geht um Etikettenschwindel und dubiose grenzüberschreitende Fleischkartelle, das muss aufgeklärt werde. Doch dass in diesen Tagen so viele Menschen pikiert die Nase rümpfen, wenn es um Pferd in der Lasagne geht, ist doch bloßer Ausdruck selbstgerechter Doppelmoral. An dem Skandal wird für viele einfach nur deutlich, dass der Mensch gerne Fleisch isst, auch wenn ihm das gar nicht so geheuer ist. Und dass er für seine Fleischeslust vieles ausblendet, etwa die Bedingungen, unter denen die Millionen Tonnen von Schweine-, Rinder- und Hühnerfleisch jährlich produziert werden. Angeekelt zeigt man nun auf das Pferd, das vielleicht ein viel glücklicheres und gesünderes Leben hatte als die Tiere aus der Massenhaltung. Also, lasst die armen Pferde in Ruhe, die sind nicht das Problem. Dafür gab es gestern wieder einmal Hirschgulasch in der Mensa. Worüber an dieser Stelle ja schon zu lesen war. Auch glückliche gesunde Zeitgenossen, diese Waldtiere. Merkwürdig war nur, dass das Fleisch so gar nicht nach Wild schmecken wollte. Au weia, das wird doch wohl nicht W. Kotti

W. Kotti

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })