Neue Ordnung beim SV Babelsberg 03: GmbH als Risikovorsorge
Der SV Babelsberg 03 will die erste Mannschaft ausgliedern - als GmbH. Profiklubs stellen sich eher als Aktiengesellscgaft auf, doch das wirtschaftliche Risiko liegt für Vorstandschef Horlitz genau da: Im Profifußball.
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Bis Ende des Jahres will der SV Babelsberg 03 seine in der vierten Liga spielende Männermannschaft aus dem Fußballverein ausgliedern. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Archibald Horlitz den PNN. Die auf der letzten Mitgliederversammlung vorgestellte Idee soll „bis Ende des Jahres planmäßig zum Abschluss gebracht werden“. Er strebt dabei ein einfaches Modell, vermutlich eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, an. Profiklubs stellen sich häufiger als Aktiengesellschaft oder KGaA auf.
Das einzige wirtschaftliche Risiko für den SVB 03 sieht Horlitz im Profibereich. Deshalb sei diese Risikovorsorge nötig. Der Deutsche Fußball-Bund und der Nordostdeutsche Fußball-Verband schreiben für solch eine Konstruktion vor, dass der Verein 50 Prozent der Anteile plus eine Stimme behält. Zuletzt hatte diese Regel Schlagzeilen gemacht, als sich ein finanzstarker Privatinvestor beim Zweitligisten 1860 München in Personalangelegenheiten einmischen wollte, sich aber nicht gegen die Vereinsführung durchsetzen konnte.
Bei Nulldrei ist alles zwei Nummern kleiner – aber die Intention ist ähnlich: Horlitz will die Weichen für die Zukunftsfähigkeit des Vereins stellen. Er sieht bei den Mitgliedern „jetzt eine große Bereitschaft, den harten Weg der Konsolidierung“ zu gehen. Hinter der Einrichtung einer GmbH steht neben der Risikovorsorge ein Geschäftsmodell, das auch auf dem Marktwert der Spieler aufbaut. Die Spieler haben einen Beleihungswert, wofür die Bank Geld gibt und ihrerseits verlangt, dass die Spieler versichert sind.
Babelsbergs Weg ist nicht der übliche – jedenfalls nicht in der Regionalliga Nordost. Die meisten Vereine trennen organisatorisch nicht zwischen dem angestellten Fußballer und dem um Ballsicherheit ringenden F-Junior. Neben Hertha BSC II arbeiten nur noch der FC Carl Zeiss Jena und Germania Halberstadt mit Konstruktionen, den Spielbetrieb auszugliedern. Das Risiko, eine sich möglicherweise übernehmende erste Mannschaft könnte die Gemeinnützigkeit des Vereins gefährden oder ihn gar in die Insolvenz führen, will man ausschließen.
Dies war auch das Motiv, als Halberstadt vor knapp sieben Jahren die erste und zweite Männer-Fußballmannschaft aus dem Mehr-Sparten-Verein ausgründete – damals spielten die Sachsen-Anhaltiner noch in der Landesliga. Seit dem Aufstieg in die Regionalliga 2011 aber führt der Verein wieder die Geschäfte, weil die Halberstädter Fußball GmbH nicht mehrheitlich dem Verein gehört, sagte GmbH-Geschäftsführer Fait Banser. Diese Forderung von DFB und NOFV, die den Einfluss des Vereins sicherstellen soll, soll bis Jahresende umgesetzt werden und ab der Saison 2014/2015 zum Tragen kommen. Anders als bei dem SV Babelsberg 03 wären in Halberstadt bei finanziellen Problemen nicht nur Fußballer betroffen – auch Leichtathleten, Reha-Sportler oder Judoka.
Beim FC Carl Zeiss Jena wurden 2007, als die Thüringer noch in der zweiten Bundesliga spielten, erste und zweite Mannschaft sowie die A-Junioren vom Verein getrennt. Das Eigenkapital betrug statt der vorgeschriebenen 25 000 Euro sogar 2,5 Millionen Euro. Davon resultierten rund 90 Prozent daraus, welcher Marktwert den Profispielern beigemessen wurde. Erfolgreiche Geschäfte machte die GmbH aber nie. Zwischen 2008 und 2012 wies sie laut bundesanzeiger.de Fehlbeträge von insgesamt 2,2 Millionen Euro aus. Fünf Jahre und zwei Abstiege später ist das Eigenkapital also deutlich geschrumpft, wie Geschäftsführer Roy Stapelfeld bestätigt. Die GmbH sei kein Allheilmittel, man könne nur ausgeben, was man im Portmonee hat. Die Konstruktion aufrechtzuerhalten, sei in der vierten Liga „schwer“. Ingmar Höfgen
Ingmar Höfgen
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