
© Thomas
Manchmal werden Läufer für ihren Sport in freier Wildbahn mit einem Naturerlebnis belohnt. Das Schauspiel, das sich den Teilnehmern des Sanssouci-Staffel-Nachtlaufs am Samstagabend bot, war einmalig. Während sich die Touristen vor den Cafés wegen des aufkommenden Windes und des Regenschauers nach Drinnen flüchteten, versank die barocke Innenstadt in einem goldenen Licht und ein doppelter Regenbogen spann sich von der Nikolaikirche bis zum Holländischen Viertel. Allein für diese Szenerie hatte sich das Kommen gelohnt.
So bunt der Regenbogen als Eingangsportal für den 8. Sanssouci-Pokalnachtlauf über 5x5 Kilometer war, so illuster war auch die Läuferschar: Temposchnecken, Deichschafe, Bummelerste, Bierathleten, Laufmaschen und Garstige Weiber waren da auf der 1250 Kilometer langen Runde unterwegs, die am Bassinplatz beginnt, um die St.Peter und Paulskirche und weiter durch die Mittel- und die Friedrich-Ebert-Straße zurück zum Startpunkt führt. Allein die Namen verraten, dass es den fast 60 Staffeln um eine gesellige Abwechslung mit sportlicher Note geht. Selbst der Schnellste im Feld, Hagen Brosius – derzeit Potsdams hoffnungsvollster Langstreckenläufer – hat der Spaß so befügelt, dass er mit 15:27 Minuten über 5 Kilometer schneller lief als geplant. Mit seinem Zwischenspurt als dritter Läufer brachte er seine Staffel vom Relex Center Potsdam auch in Führung, die Schlussläufer Jens Beeck sicher bis ins Ziel vor vor dem Quintett des ESV Lok Potsdam I verteidigte. Ihren Namen nicht ganz gerecht wurden die „Bummelersten“, die am Ende Dritte wurden.
Auch wenn sie kein riesiger Publikumsmagnet ist und Touristen nur eine flüchtige Notiz von den vorbeieilenden Läufern nehmen, hat die Sanssouci-Nacht- staffel neben dem Schlösser-Marathon und der Preußischen Meile ihren festen Platz im Potsdamer Laufkalender. Mit 60 Staffeln waren zwar etwas weniger als in Vorjahren am Start, aber die Illusion einer Großverstaltung haben die Ausrichter des Potsdamer Laufclubs ohnehin nicht. „Uns gefällt die gute Organisation und das familiäre Flair der Veranstaltung“, sagt Rainar Zimmermann aus Eichenfelde. „Deshalb sind wir wieder hier.“ Im vergangenen Jahr war die 100-Seelengemeinde in der Nähe von Wittstock zum ersten Mal mit einer Staffel in Potsdam vertreten. Diesmal waren es schon zwei Teams. „Wenn wir so weiter machen, ist bald das halbe Dorf am Start“, scherzt der 20-Jährige. Team 1 der Eichenfelder Laufgruppe belegte am Ende einen achtbaren 12. Platz. Aber Platzierungen sind bei diesem Lauftreff ohnehin nur Zahlen. Was zählt ist der Spaß und die kollektive Erfahrung. Und mit Gold belohnt wurde am vergangenen Samstagabend ohnehin alle Läufer schon kurz vor dem Start. Peter Könnicke
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