Sport: Gold für die noch ungeborene Tochter
Lutz Altepost wurde völlig überraschend Weltmeister im Viererkajak
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„Diese Goldmedaille schenke ich meiner Tochter, deren Geburt wir jeden Tag erwarten“, sagte Lutz Altepost und strahlte. Der 25-jährige Paddler des KC Potsdam wurde am Samstag völlig überraschend Kanu-Weltmeister mit dem Viererkajak über 1000 Meter vor Polen und der Slowakei. Zumindest während der WM-Rennen dachte er nicht an seine Freundin Maria, mit der er in Werder lebt und die sich das Championat daheim vorm Fernseher anschaute.
Maria erlebte wie viele Interessierte vorm Fernseher gemeinsam mit 6000 Zuschauern an der Duisburger Wedau einen K4-Krimi, der mit einem ungeahnten Happy-End endete. Zur Hälfte des Rennens lagen Schlagmann Altepost sowie Norman Bröckl (Berlin), Marco Herszel (Magdeburg) und Björn Goldschmidt (Karlsruhe) auf Platz vier, ehe das Quartett in einem Herzschlag-Finale dank eines furiosen Endspurts noch am bis dato führenden polnischen K4 vorbeizog und sich dem WM-Titel eroberte.
„Vorher hatten wir gedacht: Die Ungarn und Slowaken sind weg und wir kämpfen mit Polen vielleicht um Bronze. Dass es so kam wie jetzt, hatten wir nie erwartet“, erzählte der Potsdamer, der nach einer schweren Infektionskrankheit von Anfang März bis Mitte April völlig ausfiel. „Ich musste dreimal täglich Medikamente nehmen, die einen fast umhauten“, erinnerte sich Lutz Altepost, der so auch die beiden nationalen Qualifikationen verpasste. Doch Chef-Bundescoach Reiner Kießler glaubte weiter an ihn, und der Schützling des Potsdamer Erfolgstrainers Rolf-Dieter Amend enttäuschte ihn nicht. Dank seiner Erfahrungen wurde er kurz vor den WM zum Schlagmann des 1000-Meter-Vierers erkoren – und nun zum zweiten Mal in seiner Karriere Vierer-Weltmeister über 1000 m.
„Die letzten 150 Meter bin ich nur noch wie durch einen Tunnel gefahren“, schilderte Lutz Altepost das Rennen des Vierers, der zuvor nur mit Mühe das Halbfinale überstanden hatte. „Wir hatten ja praktisch nichts zu verlieren – und haben alles gewonnen. Im Training klappte dieses und jenes noch nicht, aber das heutige Finale lief so gut wie kein Rennen in der ganzen Saison. Die Jungs haben mir das Boot förmlich in den Rücken geschoben“, so der Sportsoldat. Auch die tolle Heimkulisse habe dabei geholfen. „Das war Wahnsinn.“
Altepost verhehlt nicht, künftig auch wieder Lust auf das Soloboot zu haben, in dem er bereits zweimal WM- Bronze über 500 m gewann. „Ich würde, wenn ich gut drauf bin, auch gern den Einer fahren“, erklärte er am Samstag. „Ich muss aber erst einmal gut über den Winter kommen.“ In dieser Woche legt der Weltmeister trotz der anstrengenden WM das Paddel noch nicht aus der Hand – er kämpft in Hamburg für den KCP mit um Deutsche Meistertitel. „Das mach ich auch, wenn unser Töchterchen inzwischen da ist, denn es ist eine gute Gelegenheit, meinem Verein für seine ganze Unterstützung zu danken“, erklärte er. Michael Meyer
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