
© Nestor Bachmann
Landeshauptstadt: Goldene Gören
Kinder aus dem Hort „Bornstedter Feld“ treten mit einem Filmprojekt für Kinderrechte ein
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Kinderrechte kennt kaum jemand. Die Kinder vom Kinderparlament des Horts im Bornstedter Feld hatten Passanten auf der Straße danach befragt. Doch die meisten hatten davon noch nichts gehört. Die Kinder vom Kinderparlament kennen inzwischen allerdings viele dieser Rechte, die weltweit in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben sind: „Das Recht auf Unversehrtheit, auf gesunde Ernährung, auf Bildung und eine freie Meinung“, zählen sie zur Überraschung der Passanten bei der Straßenumfrage für ihr Projekt auf. „Die meisten Erwachsenen wissen fast nichts über Kinderrechte, obwohl sie selber Kinder haben“, erzählt die zehnjährige Carolina.
Deshalb setzen sich die rund 15 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren nun mit einem Filmprojekt dafür ein, dass ihre Rechte bekannt werden. Gestartet wurde das Projekt im Dezember 2013. Jetzt ist es als eines von bundesweit sechs Projekten für den mit 11 000 Euro höchstdotierten Preis für Kinder-und Jugendbeteiligung nominiert: die „Goldene Göre“. Jedes Jahr zeichnet das Deutsche Kinderhilfswerk drei Projekte aus, bei denen Kinder und Jugendliche an der Gestaltung ihrer Lebenswelt mitwirken.
Zur Preisverleihung im Europapark Rust am 14. Juni werden drei der Bornstedter Kinder nach Baden-Württemberg fliegen, um ihren Film und das Projekt vorzustellen. „Wir werden bestimmt auf einer großen Bühne mit vielen Leuten stehen“, meint Carolina. Das scheint ihr aber mittlerweile nichts mehr auszumachen. Während des Filmdrehs im letzten Jahr mussten die Kinder schon öfter ihren Mut beweisen, wenn sie im Landtag Politiker interviewt oder auf der Straße fremde Leute angesprochen haben. „Doch, da brauchte man schon Mut“, erzählt Julian, der seit einem Jahr an den wöchentlichen Treffen des Kinderparlaments teilnimmt.
Gegründet wurde das Kinderparlament im Hort vor etwa zwei Jahren von Sylvia Swierkowski. Seitdem hat sie sich zusammen mit den Kindern intensiv mit den Kinderrechten beschäftigt. „Den Film zu machen war die Idee und der Wunsch der Kinder“, sagt Sylvia in einem Interview mit Ingo Dubinski. Der TV-Moderator ist vor Ort im Hort, um die Arbeit der Kinder in einem dreiminütigen Film zu dokumentieren, der dann bei der Preisverleihung gezeigt wird. „Wir haben ein Jahr an dem Film gearbeitet. Es war nicht einfach, alle Wünsche und Ideen der Kinder umzusetzen“, erzählt sie weiter, ohne sich von den kreischenden Kindern stören zu lassen, die auf den Fluren des Horts spielen.
Auch die Kinder sind nicht nervös: „Es ist komisch, vor einer richtigen Filmkamera zu stehen“, so Carolina, „aber es macht Spaß.“ 15 bis 20 Kinder haben bei dem Film mitgearbeitet: Bei den Treffen haben sie diskutiert, Interviews vorbereitet und Szenen konzipiert. Mit der Frage „Warum stehen die Kinderrechte nicht im Grundgesetz?“ sind sie in den Land- und Bundestag gefahren und haben Politiker befragt. Es ging ihnen aber nicht nur um die eigenen Rechte: „Alle Kinder sollten die gleichen Rechte haben, auch Flüchtlinge“, sagt Isabel, die bei einem Besuch im Flüchtlingsheim dabei war.
Ihre Aktionen haben die Kinder gemeinsam mit Mediengestalter Martin Wolf gefilmt. Den fertigen Film und ein eigenes Grundgesetz hat jedes Kind nun zu Hause. Vielleicht stehen irgendwann auch die Kinderrechte in der Verfassung. Einer Sache sind sich die Kinder aber sicher: „Wir werden gewinnen“, rufen sie im Chor in die Kamera. Emma Schätzlein
Emma Schätzlein
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