Landeshauptstadt: Goldmedaille im Schatten des Eiffelturms Eine Chronologie des Oberlinhauses
In Berlin wird 1871 der Oberlinverein gegründet. Namensgeber ist der elsässische Sozialreformer und Pfarrer Johann-Friedrich Oberlin (1740-1826).
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In Berlin wird 1871 der Oberlinverein gegründet. Namensgeber ist der elsässische Sozialreformer und Pfarrer Johann-Friedrich Oberlin (1740-1826). Er gilt als Begründer der organisierten Kleinkinderfürsorge in Europa. Der Verein will sich der Betreuung und Bildung von kleinen Kindern widmen.
1874 wird im damaligen Nowawes die erste Kleinkinderschule eröffnet, die auch ein Seminar zur Ausbildung von Lehrerinnen beinhaltet. Vier Jahre später kann das Diakonissen-Mutterhaus übergeben werden. Das Gebäude nimmt 1881 eine Poliklinik auf, 1883 eine Kinderkrippe und 1888 die erste Krankenstation. 1886 beginnt die Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Spenden ermöglichen die Eröffnung des ersten Krankenhauses mit 45 Betten am 20. Oktober 1890. 1894 kommt das erste „Deutsche Vollkrüppelheim“ hinzu, 1899 das „Krüppelschulhaus“. 1906 wird das Taubstummblindenheim eröffnet, es beginnt die Tradition der Ausbildung behinderter Menschen mit der Einrichtung spezieller Werkstätten. 1910 wächst die Einrichtung um das Oberlin-Kreiskrankenhaus.
Einen ersten Höhepunkt erlebt der Oberlinverein zur Jahrhundertwende. Der Hausvorstand, bestehend aus Oberin Thusnelda von Saldern und Pastor Theodor Hoppe, entwickelt ein Konzept zur medizinischen, pädagogischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation behinderter Menschen. Der Lohn ist eine Goldmedaille auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900. Innerhalb der „Deutschen Vereinigung für Krüppelpflege e.V.“ beteiligt sich das Oberlinhaus maßgeblich am ersten „Krüppelfürsorgegesetz“ von 1920. Fortan ist die Behindertenfürsorge keine „Gnadenleistung“ mehr, sondern eine Pflicht der Gesellschaft und des Staates. In den 30er Jahren folgen weitere bauliche Erweiterungen auf dem Gelände. 1945 wird das Oberlinhaus von Fliegerbomben getroffen. Kirche, Mutterhaus und Klinik tragen schwere Schäden davon. Nach dem Krieg kommt es zur Reparatur und zum Wiederaufbau. Bis in die fünfziger Jahre betreuen Diakonissen des Oberlinhauses 47 Außenstationen, unter anderem 39 Gemeinde-Pflegestellen, eine Klinik für Nervenkranke, vier Altersheime und eine Lungenfürsorgestelle. 1983 wird das Reinhold-Kleinau-Haus für körper- und mehrfachbehinderte Erwachsene eröffnet. Nach der Wiedervereinigung führt man die traditionellen Werkstätten des Oberlinhauses und die der Hoffbauerstiftung wurden zu einem wirtschaftlich tragfähigen Unternehmen zusammen, das heute mehr als 200 Menschen mit Behinderungen beschäftigt.
Im Oberlinhaus werden heute über 1500 Menschen betreut und rund 1400 Mitarbeiter beschäftigt. PNN
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