
© A. Klaer
Von Christin Köppen: Goldschmiede Giehle schließt im Mai Geschäftsaufgabe nach mehr als 60 Jahren
Einladend warm und gleichzeitig rustikal ist der Verkaufsraum der Goldschmiede Giehle in der Friedrich-Ebert-Straße 24, mit hellgelben Wänden und eingelassenen Holzbalken. Schmuck, Armbanduhren und Ledertaschen verschiedener Designs sind ausgestellt, in der angrenzenden Werkstatt erhalten die Kunden einen Blick auf die Goldschmiedinnen bei ihrer Arbeit.
Stand:
Einladend warm und gleichzeitig rustikal ist der Verkaufsraum der Goldschmiede Giehle in der Friedrich-Ebert-Straße 24, mit hellgelben Wänden und eingelassenen Holzbalken. Schmuck, Armbanduhren und Ledertaschen verschiedener Designs sind ausgestellt, in der angrenzenden Werkstatt erhalten die Kunden einen Blick auf die Goldschmiedinnen bei ihrer Arbeit. Im Jahr 1946 mietete sich Walter Giehle als Goldschmied beim hier ansässigen Uhrmacher ein – am 29. Mai wird an gleicher Stelle die Geschichte des traditionsreichen Potsdamer Familiengeschäftes enden.
„Viele Kunden kommen nur noch zum Bummeln. Sie bewundern den Laden und den Schmuck, aber sie kaufen nichts“, erklärt Geschäftsinhaberin Simone Giehle, Schwiegertochter von Walter Giehle, den Grund für die Schließung. Auch die wachsende Beliebtheit von Tele- und Internetshopping sowie die innerstädtische Konkurrenz mache ihnen in der letzten Zeit schwer zu schaffen. Die Wirtschaftlichkeit stimme nicht mehr. Reparaturaufträge gäbe es für die beiden Angestellten, Goldschmiedin Juliana Golling und Meisterin Ulrike Lienig, schon noch, aber „meist nur Kleinigkeiten, die dann auch nur Kleinigkeiten kosten“. Davon könne der Laden nicht überleben. Die Lage auf der Sonnenseite der Friedrich-Ebert-Straße sei eigentlich ideal aufgrund der zahlreichen Laufkundschaft, die zwischen der Brandenburger Straße und dem Nauener Tor unterwegs ist. Doch Simone Giehle hat einem Mentalitätswandel bei den Kunden bemerkt, für Luxus gebe kaum jemand Geld aus, alle seien auf Schnäppchenjagd. Viele kämen in den Laden, um sich von den Fachleuten beraten zu lassen, und kauften anschließend bei der günstigeren Konkurrenz.
Verschiedene Adressen hatte die Goldschmiede Giehle in den vergangenen Jahrzehnten, war unter anderem in der heutigen Charlottenstraße ansässig, bis Simone Giehle und ihr Ehemann Andreas 1995 in die Friedrich-Ebert-Straße 24 zurückkehrten. Der Schmuck wird hier in Eigenproduktion hergestellt und von anderen Ateliers dazu gekauft. Andreas Giehle hat inzwischen seine Begeisterung für Feinelektronik entdeckt und eine neue Firma in Leest gegründet. Dort wird seine Frau in der Zukunft die Buchhaltung übernehmen. Außerdem hofft Simone Giehle mit einem neuen Konzept auch in Zukunft Schmuck designen zu können. Ihre Arbeit bedeutet der Frau mit den kurzen, dunkelroten Haaren, die heute 49 Jahre alt wird, viel – „aber nicht um jeden Preis“, wie sie sagt. So wird die Goldschmiede-Werkstatt bereits an diesem Wochenende aufgelöst. In den letzten Wochen wollen sich Simone Giehle, ihre Angestellten und ihre Tochter auf den Verkauf zu konzentrieren. Besonders um ihre älteren Stammkunden tut es der Inhaberin sehr leid. Bei den „treuen Seelen“, die den Laden in seiner langjährigen Tradition begleitet haben, wolle sie sich bedanken. Wahrscheinlich im Juli wird aus der Goldschmiede ein Geschäft für Wohnraumgestaltung von Malermeister Krause aus Werder.
Christin Köppen
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: