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Landeshauptstadt: Goldschnitt ist das Schwerste

Tag der offenen Tür im Bereich „Druck und Medien“ des Berufsbildungswerks

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Babelsberg - „Von allerley Suppen“ und „von allerley Confecturen“ ist in dem aufgeschlagenen Buch zu lesen, das die Lehrlinge mit Stolz erfüllt. Aber keiner der jungen Leute möchte zum Koch ausgebildet werden – es sind angehende Grafiker, Drucker und Buchbinder, die im Fachbereich „Druck und Medien“ des Berufsbildungswerks des Oberlinhauses an diesem Freitagnachmittag ihr Können zeigen. Dazu öffnet der Fachbereich in der Steinstraße, in dem insgesamt 77 körperbehinderte Jugendliche ausgebildet werden, seine Türen für die Öffentlichkeit.

Der aktualisierte Nachdruck des Kochbuchs von 1723 ist Resultat einer einjährigen Arbeit der Auszubildenden. Die 22-jährige Juliane Krosser hatte damals mit anderen Azubis das Layout entworfen. Mittlerweile als freie Mediengestalterin tätig, kann sie nun pünktlich zum Tag der offenen Tür in ihrer ehemaligen Ausbildungsstätte das Ergebnis in Augenschein nehmen. In der Buchbinderei war zuletzt an dem gemeinsamen Werk gearbeitet worden: Buchbinder-Lehrlinge wie die 18-jährige Claudia Thiele präsentieren daher das Buch, auf dem in goldener Frakturschrift „Das Brandenburgische Kochbuch“ prangt.

„Goldschnitt ist das Schwerste“, sagt der 23-jährige Alexander Dronsella, der wie Claudia Thiele Buchbinder lernt. Beim „Goldschnitt“ wird auf die Kanten der Buchseiten dünnes Blattgold zur Verzierung aufgetragen. Weitere Arbeitsgänge bei der Herstellung eines Buches sind Schneiden, Falzen und Heften. Und neben modernen Schneide- und Druckmaschinen ist auch ein hölzerner Rahmen zu erblicken, an dem die Buchrücken noch mit der Hand genäht werden.

Wie Matthias Lessig, Leiter des Fachbereichs Druck und Grafik einräumt, hätten es die Azubis aus der Steinstraße nicht immer leicht am Arbeitsmarkt. Ein großer Pluspunkt des Hauses sei jedoch, das es einen „durchgängigen Produktionsbereich“ biete. Die Lehrlinge verschiedener Bereiche arbeiteten somit an einem gemeinsamen Produkt – ein Ansatz, den das „Brandenburgische Kochbuch“ deutlich macht. Etwa lernten die Grafiker, mit den Druckern über die Realisierung zu sprechen. Dieser Praxisbezug in der Ausbildung werde auch in der Wirtschaft registriert, so Lessig.

Dass das Kochbuch noch weitere praktische Aspekte aufweist, wird zum Tag der offenen Tür ebenfalls deutlich: In den Räumen des Berufsbildungswerkes dampfte eine Käsesuppe, gekocht nach einem frisch gedruckten Berliner Rezept von 1723.

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